Frankfurter Flughafen : Mit geizigen Fluggästen kein Ertragsplus zu erwarten
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Neuerdings an Billigfliegern in Frankfurt interessiert: Frankfurter Flughafen Bild: dpa
Fraport-Vorstandschef Stefan Schulte verkündet neuerdings öfter, an Billigfliegern in Frankfurt interessiert zu sein. Zum Geschäftsmodell, das wesentlich auf kauffreudige Reisende setzt, passt das allerdings nicht.
Seit Jahr und Tag klagt die Lufthansa über zu hohe Flughafenentgelte in Frankfurt. Bislang hatte sich Flughafenbetreiber Fraport AG allerdings weitgehend immun gezeigt gegen die Klagen der Hauptkundin. Die erfährt nun aber unverhofft Unterstützung aus einer Richtung, aus der sie es vielleicht am allerwenigsten erwartet hat, nämlich von den Billigfliegern.
Mit denen ist Fraport zwar schon seit vielen Jahren im Gespräch, beispielsweise mit Easyjet, aber immer sehr diskret. Schließlich wollte man ja bislang den Premiumpartner Lufthansa nicht auch noch damit provozieren, dass man mit Billig-Airlines womöglich günstigere Entgelte diskutiert. Gleichzeitig gefiel sich die Fraport-Spitze auch darin, die Anfragen etlicher Discountflieger mit der Ansage zu beantworten, sie könnten alle gerne kommen, allerdings natürlich zu den jeweils gültigen Entgeltsätzen. Wohl wissend, dass die zur knappen Kalkulation dieser Fluggesellschaften eigentlich nicht passen. Neuerdings aber gibt Fraport-Vorstandschef Stefan Schulte offiziell zu, dass man die Lowcost-Airlines als Kundschaft im Auge hat.
Auf die Lufthansa muss er nun auch keine Rücksicht mehr nehmen, weil die ja selbst inzwischen mit Eurowings einen Billigflugzweig erfolgreich entwickelt. Zurzeit tut sie das noch abseits der großen Drehkreuze Frankfurt und München. Da sich aber der Trend zum billigen Fliegen längst über den Ferienflugverkehr hinaus in den Geschäftsverkehr hinein entwickelt hat und auch dort weiter zunimmt, könnte diese Grenze alsbald fallen. Im Moment dürfte Fraport jedenfalls wenig amüsiert darüber sein, dass die Lufthansa vor allem außerhalb Frankfurts wächst.
Wohlverhalten des Flughafenbetreibers
Mit anderen Worten: Fraport kann gar nicht anders, als sich nun auch ganz indiskret der Billigfliegerei zuzuwenden. Dabei dürfte sich Vorstandschef Schulte allerdings im Klaren darüber sein, dass mit Billig-Airline-Managern wie Ryanair-Chef Michael O’Leary nicht gut Kirschen essen ist, es sei denn, die Früchte kosten ihn nichts. Dessen übliche Praxis ist es nämlich, Flugverbindungen von einem bestimmten Flughafen aus nicht nur vom Kundeninteresse, sondern auch vom Wohlverhalten des jeweiligen Flughafenbetreibers abhängig zu machen. Die einfache, aber erfolgreiche Gleichung O’Learys lautet: Kein Wohlverhalten und keine niedrigen Entgelte bedeuten im Ernstfall weniger oder keine Flugverbindungen. Das Vorgehen hat schon auf manchem kleineren Flughafen für Zähneknirschen gesorgt. Doch dabei ist es stets geblieben, weil alle Betreiber dieser Flughäfen wissen, dass sie auf Dauer nur mit den machtbewussten, aber geizigen Billigfluggesellschaften eine Chance auf Wachstum und Rentabilität haben. In einem solchen Abhängigkeitsverhältnis steht Fraport nicht - vorerst jedenfalls. Zumal auch finanzstarke Fluggesellschaften wie Emirates immer wieder Interesse bekunden, ihre Präsenz in Frankfurt deutlich erhöhen zu wollen, wenn sie denn nur an die begehrten Slots, die Zeitfenster für Starts und Landungen, kämen.