Auch Kirchengemeinden haben oft weggeschaut
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Blick auf den Mainzer Dom St. Martin Bild: dpa
Nicht nur die Bistumsspitze hat versagt: Die Autoren der Missbrauchsstudie, die 401 Fälle von sexuellem Missbrauch im Bistum Mainz dokumentiert haben, nehmen auch die Pfarrgemeinden und Caritasverbände in die Pflicht.
Einmal wollten sie im Bistum Mainz alles richtig machen. Das ist dann aber auch wieder schiefgegangen: die Schließung der katholischen Kindertagesstätte „Maria Königin“ im Stadtteil Weisenau, in der es 2015 angeblich fortwährend zu sexuellen Übergriffen gekommen war. Kinder hätten andere Kinder über Wochen hinweg gequält, geschlagen und erpresst, so die Vorwürfe, die bundesweit für Schlagzeilen sorgten. Und daran seien fast alle der insgesamt 55 Kinder „als Opfer oder Täter“ beteiligt gewesen, sagte der Generalvikar damals und wirkte fast so, als habe er den Leibhaftigen gesehen. Die sieben zuständigen Erzieher und Erzieherinnen, die von der Kirchenleitung quasi über Nacht und ohne wirklich gehört worden zu sein fristlos entlassen wurden, hätten dem bösen Treiben tatenlos zugeschaut.
Das zumindest hatten einige Eltern behauptet, die vor allem in Chatgruppen miteinander kommunizierten. Das Bistum reagierte mit aller Härte. Und Gott sei Dank, so jedenfalls wirkte es bisweilen, war bei dem von der Staatsanwaltschaft am Ende als völlig haltlos eingestuften Verfahren ja auch kein Kleriker beteiligt. Schließlich standen in diesem Fall, der später noch das Arbeitsgericht beschäftigen sollte, „nur“ ein paar angestellte „Kindergärtner“ am Pranger. Doch ganz gleich, wie schlimm es an manchen Tagen in der chronisch unterbesetzten Kita denn auch gewesen sein mag: Eine Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht, Hinweise auf Körperverletzungsdelikte oder sonstige Straftaten durch Erwachsene vermochten die Ermittler nicht festzustellen.
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