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Unterkünfte voll : Mehr Flüchtlinge für Kommunen in der Wetterau

Rarität: Freie Betten in einer Flüchtlingsunterkunft in der Wetterau Bild: Wetteraukreis

Bisher puffert der Wetteraukreis den Zuzug von Flüchtlingen in den Städten und Gemeinden ab. Doch die Plätze in seinen Unterkünften sind mittlerweile rar. Das hat Konsequenzen für die Kommunen.

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          Die 25 Städte und Gemeinden in der Wetterau müssen sich auf tendenziell mehr Flüchtlinge als in den vergangenen Wochen einstellen. Bisher übernimmt der Kreis die sogenannten Weltflüchtlinge in eigene Unterkünfte und weist den Kommunen nur Menschen aus der Ukraine zu. Von Juli an wird er aber die neu ankommenden Männer, Frauen und Kinder sämtlich direkt an die Kommunen weiterreichen. Der Kreis hat derzeit kaum mehr Plätze frei und kann die Zu­weisung nicht länger abpuffern, wie das Kreishaus in Friedberg mitteilt.

          Thorsten Winter
          Korrespondent der Rhein-Main-Zeitung für Mittelhessen und die Wetterau.

          Landrat Jan Weckler (CDU) und die Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch (SPD) haben die Bürgermeister in einer außerordentlichen Versammlung über die neue Linie informiert. Auch die Fraktionsvorsitzenden im Kreis wissen Bescheid.

          Demnach richtet der Kreis eine eigene Erstaufnahme ein und bringt Neuankömmlinge dort für mindestens zwei Wochen unter. In dieser Zeit kümmern sich dort seine Beschäftigten für die Flüchtlinge um anfallende Anträge, ma­chen Termine mit der Ausländerbehörde aus und richten Bankkonten für sie ein. „Erst im Anschluss werden die Menschen an die Kommunen weiterverteilt“, hebt der Kreis hervor. Schwerstkranke und behinderte Flüchtlinge werde der Kreis in eigenen barrierearmen Unterkünften unterbringen, wenn Plätze verfügbar seien.

          30 bis 40 Neuzugänge je Woche

          Der Bund und das Land haben der Wetterau im vergangenen Jahr rund 4900 Flüchtlinge zugewiesen. Das waren achtmal so viele wie im Jahr zuvor. Die Re­gion wuchs rechnerisch um eine Gemeinde wie Rockenberg. 2015 waren es nur gut halb so viele Schutzsuchende gewesen. Seit Januar kommen zwar tendenziell weniger neue Flüchtlinge in der Wetterau an als noch im Herbst. Allerdings sind es Woche für Woche noch 30 bis 40. Für sie müssen Kreis und Kommunen nicht nur für Unterkünfte sorgen, auch Plätze in Kindergärten und Schulen werden benötigt. Hinzu kommt etwa die Betreuung durch Sozialarbeiter.

          Seit Anfang des vergangenen Jahres hat der Kreis in Bad Nauheim, Karben, Ortenberg, Reichelsheim, Wölfersheim und auf dem Kasernengelände in Friedberg insgesamt 1100 Plätze in Unterkünften geschaffen. In den nächsten Monaten kommen etwa 500 hinzu. Zu diesem Zweck werden Leichtbauhallen in Friedberg, Rosbach und Wöllstadt errichtet. In Karben lässt die Behörde ein ehemaliges Fitnessstudio zur Flüchtlingsunterkunft umbauen. Doch nicht in jedem Fall ist der Baufortschritt so rasch wie erhofft. Das hat unter anderem mit ungeahnten Mängeln an der Bausubstanz zu tun; dazu gehört Schimmelbefall.

          Der Wetteraukreis habe trotz großer Anstrengungen die Grenze des Mach­baren erreicht, heben Landrat Weckler und Erste Kreisbeigeordnete Becker-Bösch hervor. Er könne die Aufnahme von Flüchtlingen aus aller Welt in eigenen Unterkünften nicht länger sicherstellen und die Zuweisung durch das Land Hessen nicht weiter zugunsten der Kommunen abpuffern.

          Angesichts dessen wird der Kreis den Städten und Gemeinden die neu eingetroffenen Flüchtlinge nach einem be­stimmten Schlüssel zuweisen. Wie viele Menschen eine Kommune aufnehmen müsse, richte sich einerseits nach ihrer Einwohnerzahl. Andererseits berücksichtige der Kreis die bisher am Ort untergebrachten Flüchtlinge. Einige Städte wie Butzbach und Nidda haben mehr Flüchtlinge in ihren Reihen, als sie haben müssten, andere dagegen weniger, darunter Bad Vilbel und Karben.

          Büdingen und Friedberg außen vor

          Die Kommunen müssen dann die Neuankömmlinge in geeigneten Räumen unterbringen und sie betreuen, hebt die Kreisverwaltung unter Verweis auf das Landesaufnahmegesetz hervor. Einzig Büdingen und Friedberg sind von dieser Regel ausgenommen, denn dort befindet sich jeweils eine Erstaufnahme des Landes.

          Um den Übergang zu erleichtern und notwendiges Wissen weiterzugeben, bietet der Wetteraukreis für die zuständigen Beschäftigten der Städte und Gemeinden kurzfristig und regelmäßig Besprechungen an. „Auch bei der Akquise neuer Unterkünfte durch die Städte und Ge­meinden steht der Kreis bei Bedarf beratend zur Seite – etwa in Sachen Brandschutz, Ausstattung und einzuhaltender Auflagen“, heißt es aus dem Kreishaus.

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