Mainufer Rüsselsheim : Schwere Kunst
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Wortspiel: „Heimat“ ist der Titel der Skulptur aus Buchstaben des Künstlers Mario Hergueta am Rüsselsheimer Mainufer. Bild: Marcus Kaufhold
Vier Skulpturen schmücken neuerdings das Mainvorland in Rüsselsheim. Es sind Botschaften aus Stahl und Beton. Im Juni wird der Skulpturenpark der Öffentlichkeit offiziell vorgestellt.
Einen Scheibenwischer, unter den sich ein Knöllchen stecken ließe, sucht man bei dem Opel Manta B vergeblich, der vor ziemlich genau drei Wochen auf dem Mainvorland in Rüsselsheim abgestellt worden ist. „Dauerparker“ steht als Erklärung vornedrauf. Ebendort, wo ein richtiges Auto sein Nummernschild hat. Die „Kultkiste“, die den Betrachter an die von Manta-Fahrern und Manta-Witzen gleichermaßen geprägten Siebziger und Achtziger des vergangenen Jahrhunderts erinnern soll, wird ganz sicher noch länger auf dem Platz verbleiben. Schließlich ist der aus Beton gegossene Manta-Nachbau mit mehr als 13 Tonnen Gewicht zu schwer, um einfach so abgeschleppt zu werden. Außerdem ist er auch ein essentieller Bestandteil des aus vier Objekten bestehenden Projekts „Kunstpfad Mainvorland“.
Ein kleiner Skulpturenpark, der seit einigen Tagen zwar fertig aufgebaut ist, offiziell aber erst bei der Eröffnung der Reihe „Kultur im Sommer“ am 9. Juni der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Bis dahin wird auch das Freizeitgelände noch ein wenig umgestaltet und verschönert sein.
Neugierige Blicke
Nicht nur der steinerne Wagen des Würzburger Künstlers Matthias Braun, der als Hommage an die Autobauerstadt Rüsselsheim gedacht ist, zieht schon jetzt neugierige Blicke auf sich. Auch das zuletzt aufgebaute Objekt, eine mit der Frage „Where am I? As if in a dream... Did we arrive?“ versehene Bank aus Beton, stößt auf das Interesse der Passanten, die auf dem langgestreckten Grünstreifen zwischen Landungsplatz und Opelvillen am Main unterwegs sind.
Die fast zehn Meter lange und zwei Meter breite Skulptur, die zur Flussseite hin als Sitzgelegenheit genutzt werden kann, trägt den Titel „Balkan-Route“. Sie soll an die zigtausend Flüchtlinge erinnern, die sich in den vergangenen Jahren und oft genug auf verschlungenen Pfaden auf den Weg gemacht haben, um anderswo eine neue Heimat zu finden. Dabei ließ sich das Künstlerpaar Özlem Günyol und Mustafa Kunt, die das Studium aus der Türkei nach Deutschland geführt hat, von der Geschichte und der Fluchtroute einer Frau inspirieren, die sich im Jahr 2015 von Syrien aus nach Schweden aufgemacht hat – und über Istanbul, Athen, Belgrad, Wien und Hamburg bis nach Göteborg gelangte.
Am Anfang standen 78 Ideenskizzen
Auch diese mehr als 20 Tonnen schwere und mit Hilfe eines Krans aufgestellte „Wo bin ich?“-Installation soll nach Auffassung der Verantwortlichen etwas Bleibendes sein. Und noch in zehn Jahren an die von vielen Flüchtlingen genutzte Balkan-Route erinnern, wie Rüsselsheims Bürgermeister und Kulturdezernent Dennis Grieser (Die Grünen) mit Blick auf die neugeschaffene Sichtbeton-Sitzbank sagte.
Am Anfang standen für den „Kunstpfad Mainvorland“, dessen Verwirklichung dem Vernehmen nach rund 300 000 Euro kosten dürfte, 78 aus einem Wettbewerb hervorgegangene Ideenskizzen zur Wahl. Erklärtes Ziel der Stadt war es, Kunstwerke aufzustellen, die etwas mit den Themen „Industrialisierung und Strukturwandel, Heimat und Migration“ zu tun haben.
„Heimat“ hieß denn auch der erste Beitrag des Rüsselsheimer Künstlers Mario Hergueta, dessen aus Cortenstahl geschaffenes Buchstabengebilde schon seit Mai 2017 zu sehen ist. Im Spätsommer folgte mit dem Kunstwerk „Shortcut/Abkürzung“ des Frankfurters Martin Feldbauer der zweite Streich. Seine an ein Looping erinnernde Stahlbiegearbeit ist seitdem, fest verschraubt mit dem Fundament, in Höhe der Opelvillen zu sehen.