Libeskind-Installation : „In der Mitte Europas und der europäischen Kultur“
- -Aktualisiert am
Kunstbelag: Großzeichnung vor der Alten Oper Bild: Etienne Lehnen
In Frankfurt gibt es nun einen begehbaren Notizzettel: Die Bodeninstallation auf dem Opernplatz weist auf Daniel Libeskinds Konzertprojekt „One Day in Life“ hin, das schon bald beginnt.
Es war die erste Zeichnung, die Daniel Libeskind für das Projekt anfertigte. Durchgezogene und gestrichelte Linien, die sich kreuzen, plötzlich abknicken, an Ecken und Enden mit Nummern versehen sind, ein Plan, der mit amtlichen Karten wenig zu tun hat, aber dennoch Straßenzüge und Orte zu bezeichnen scheint. Immens vergrößert und auf eine leicht erhöhte, begehbare Fläche aus einem widerstandsfähigen Material namens Dekton übertragen, ziert die Skizze nun den Boden des Frankfurter Opernplatzes. Sie ist 17 mal 17 Meter groß.
Die Installation weist auf ein Großereignis hin, das am 21. und 22. Mai in Frankfurt stattfinden wird: An 18 Spielstätten, darunter viele ungewöhnliche, werden alles in allem 75 Konzerte zu erleben sein. Die Besucher begeben sich auf eine musikalische Reise. Auf eine Stadterkundung der anderen Art. Musik aus allen möglichen Epochen und mit Ensembles in unterschiedlicher Besetzung wird zu erleben sein. In einem Straßenbahndepot etwa, einem Operationssaal, einer Trainingshalle der Feuerwehr, einem Hochbunker, im Sigmund-Freud-Institut, im Senckenberg-Museum, aber auch im Waldstadion und in der Alten Oper.
Eine „wohltemperierte Stadt“
Die Idee dazu hat der New Yorker Stararchitekt Libeskind vor zwei Jahren geäußert. Sie war bei Stephan Pauly, dem Intendanten der Alten Oper, auf offene Ohren gestoßen. Libeskind zeigte sich gestern so begeistert von Frankfurt wie schon in der Anfangsphase des Vorhabens. Er könne sich nicht vorstellen, dass es jemals anderswo wiederholt werden könne, sagte er. Viele hätten ihn in Frankfurt unterstützt und das Ganze möglich gemacht. Das Team der Alten Oper habe Unglaubliches geleistet. „Ich bin hocherfreut, hier zu sein. Im Herzen von Europa und der europäischen Kultur.“
Die Sonne brennt auf den schwarzen Kunstbelag mit den weißen Strichen und Ziffern vor dem Konzerthaus, man hat das Gefühl, die Hitze durchdringe die Schuhsohlen. Auch einige Wörter sind in der Großzeichnung zu erkennen: „Well tempered city“ steht da etwa, und Libeskind lässt in seiner kurzen Ansprache keine Zweifel daran, dass Frankfurt für ihn eine „wohltemperierte Stadt“ ist. Viele Förderer von „One Day in Life“, so der Titel des Musikprojekts, waren gekommen, um die von Libeskind entworfene und von der spanischen Firma Cosentino ausgeführte Bodenplastik ihrer Bestimmung zu übergeben. „Musical Labyrinth“ heißt sie und soll dazu anregen, einen Zusammenhang von Stadt und Musik herzustellen.
11.000 Karten bereits verkauft
Architektur hat für Libeskind immer auch eine musikalische Komponente. „Eine Stadt“, sagt er zu dieser frühmittäglichen und eigentlich recht nüchternen Stunde, „kann aus der Musik in die Wirklichkeit geträumt werden. Wir sind da nicht so weit von den australischen Ureinwohnern entfernt.“ Auch die Installation erinnert an deren Sandzeichnungen.
Pauly spricht von einem „großen Abenteuer“ für das von ihm geleitete Konzerthaus. Es sei eines der größten Projekte, die jemals von der Alten Oper in Angriff genommen wurden. Schon 11.000 Karten seien verkauft worden: „Eine gewaltige Resonanz.“ Die Zeichnung, die jetzt am Opernplatz zu besichtigen und zu begehen ist, habe das gesamte Projekt wie ein Symbolbild begleitet.
Die Gesellschaft der Förderer, die Geld, Räume und Logistik zur Verfügung gestellt haben, werfen anschließend vom Balkon der Alten Oper einen Blick von oben auf die zwischen Kunst und Design angesiedelte Installation. Und Liebeskind lacht und freut sich: Nach zwei Jahren Vorbereitung steht das philosophisch-architektonisch-musikalische Gesamtkunstwerk. Es muss nur noch aufgeführt werden.
Karten für „One Day in Life“
Für einige Stationen auf der „indivi-duellen Route“ von einem Konzertereignis zum anderen gibt es noch Tickets, etwa für die Aufführungen im Feuerwehrgebäude an der Feuerwehrstraße, im Hochbunker an der Friedberger Anlage und im Lesesaal der Nationalbibliothek am 21. Mai um 22 Uhr.
Dort sowie in der fahrenden Straßenbahn (Haltepunkt Westbahnhof, Kasseler Straße), im Rebstockbad, in der Römer-Küche und im Magazin der Nationalbibliothek sind auch die Konzerte am 21. Mai um 24 Uhr noch nicht ausgebucht. Für die Nationalbibliothek sind am 22. Mai noch Karten für 10, 12 und 14 Uhr zu haben. Für die Veranstaltungen am 22. Mai im Betriebshof Gutleut um 10 und 14, in der Alten Oper um 12 und 16 sowie im Waldstadion um 18 Uhr gibt es ebenfalls noch Tickets. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.alteoper.de, Karten und Beratung unter der Telefonnummer 0 69 / 1 34 04 47, der Faxnummer 0 69 / 1 34 04 44 und per E-Mail an info@frankfurt-ticket.de.