Warum Mütter morden
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Bild: Karl und Monika Forster
Sophia Aurich verwebt Grillparzer, Christa Wolf und einen wahren Fall zum „Fall Medea“. Heraus kommen 100 aufwühlende Minuten in der Wartburg des Staatstheaters Wiesbaden.
Weshalb bringt eine Mutter ihre eigenen Kinder um? Diese Tat, so selten sie vorkommt, löst stets größtes Entsetzen aus, weit mehr als die häufigeren Fälle von Kindstötung durch Väter. Der Mythos von der liebenden, das von ihr selbst hervorgebrachte Leben um jeden Preis schützenden Mutter ist tief in unserem Bewusstsein verankert, wer seine Kinder umbringt, verstößt nicht nur gegen das Gesetz, sondern gegen ein Tabu.
Wirklich verstehen kann man eine solche Tat auch nach hundert aufrüttelnden Minuten in der Wartburg in Wiesbaden nicht. Aber der Verzweiflung, der seelischen Zerrüttung und gefühlten Ausweglosigkeit der Kindsmörderin kommt man doch ein ganzes Stück näher. Sophia Aurich hat mit „Der Fall Medea“ ein dramaturgisches Experiment gewagt, das erstaunlicherweise nahezu vollkommen aufgeht. Denn die drei Texte, die sie übergangslos miteinander verbindet, haben außer dem Kindsmord nichts miteinander zu tun, ja verarbeiten das Thema sogar gegensätzlich.
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