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Neue Schau im MOMEM : Meilensteine auf dem Weg in den Tag

„Nightlife“ als Installation: Die Fotografin Sandra Mann vor ihrem Werk in der MOMEM-Ausstellung Bild: Michael Braunschädel

Listenreich: Die Ausstellung „Milestones – Favourite Club Tracks 1985–2020“ im Museum for Modern Electronic Music (MOMEM) in Frankfurt zeigt Listen, auf denen berühmte DJs ihre liebsten Musikstücke nennen.

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          Listen mit Lieblingsmusik waren einige Jahre ziemlich außer Mode. Irgendwie Neunziger, was durchaus mit der damals einsetzenden Schwemme im Zusammenhang mit Nick Hornbys wunderbarem Roman „High Fidelity“ zu tun hatte. In dem Buch spielen Listen eine große Rolle, wie sie es danach bis zum Überdruss in allen möglichen Postillen taten, die sich einen (pop-)kulturellen Anstrich geben wollten.

          Christian Riethmüller
          Redakteur in der Rhein-Main-Zeitung.

          Danach waren sie wieder primär ein Übersichtsvehikel in Musikzeitschriften, nun erleben die Listen mit dem Siegeszug der Streamingdienste ihre Renaissance, folgen viele Hörer doch den Empfehlungen, ganz gleich, ob die Listen nun von einem menschlichen Wesen liebevoll kuratiert oder von „DJ Algo­rhythm“ geflickschustert worden sind.

          Mit seiner neuen Ausstellung „Mile­stones – Favorite Club Tracks 1985–2020“ greift das Museum of Modern Electronic Music (MOMEM) in Frankfurt eine heute übliche Weise des Musikkonsums auf und blickt gleichzeitig in gewisser Weise auch auf die Entwicklung der elektronischen Musik zurück, sind doch für die Schau mehr als hundert internationale DJs, sowohl männlich als auch weiblich, nach ihren jeweils 50 liebsten Tracks elektronischer Musik befragt worden. Und so divers die Auswahl der Befragten, so eklektisch die Auswahl der Stücke, die die Vielfalt von Genres wie House, Techno und Electro spiegelt.

          Kopfhörer hängen von der Decke

          Sichtbar sind diese Lieblingslisten von etwa 40 DJs, die bisher auf die Anfrage des MOMEM geantwortet haben, im Eingangsbereich des Museums, wo sie gedruckt auf eigens gefertigten Bannern von der Decke hängen. Auf den Bannern finden sich die Top 50 von Szeneberühmtheiten wie Laurent Garnier, Carl Craig, Luciano, Paula Temple und Miss Kittin, von hiesigen DJ-Stars wie Ata und Chris Liebing, aber auch von jungen Künstlerinnen wie Anfisa Letyago. Ergänzt werden die Listen mit kurzen biographischen Angaben zu den jeweiligen DJs und manchen Details für Fans, etwa dass ein bestimmter Track in Deutschland produziert worden ist.

          Im „Maschinenraum“ sind Synthesizer, Drum-Computer und Effektgeräte ausgestellt, auf denen viele Club-Tracks entstanden sind. Bilderstrecke
          Neue Schau im MOMEM : „Milestones – Favourite Club Tracks 1985–2020“ ist nun in Frankfurt zu sehen

          Das Listenstudium ist das eine, das Hören der favorisierten Musikstücke das andere. Zu diesem Zweck hängen in einem Abschnitt des Museums, der an die Tanzfläche eines Clubs erinnert, zahlreiche Kopfhörer von der Decke, über die sich jeweils ein bestimmter Track von den Listen hören lässt. Wer es den tanzenden Menschen, die auf zahlreichen Fotografien an den Wänden rund um dieses Club-Areal zu sehen sind, nachtun will, findet zwischen den Kopfhörer-Stationen genügend Platz.

          Und wer selbst Lieblingslisten zusammenstellen möchte, hat dazu an drei interaktiven Pulten Gelegenheit, auf denen Besucher ihre Top 5 auswählen können. Wie MOMEM-Leiter Alex Azary sagt, sollen diese Besucher-Favoriten später ebenfalls über die Kopfhörer abgespielt werden.

          Welche Wirkung und welche Kraft Clubmusik entwickeln kann, lässt sich in der Ausstellung ebenfalls sehen, und zwar in einer Installation der Frankfurter Fotografin Sandra Mann. Die mit der Goethe-Plakette ausgezeichnete Künstlerin, die sich heute Natursujets widmet, ist mit Fotografien aus dem Nachtleben bekannt geworden, von denen etwa 170 auf zwei mit Taft-Stoff überworfene Wände projiziert werden. Sie vermitteln auch Uneingeweihten ohne Club-Erfahrung eine Ahnung von schweißtreibenden Nächten und hämmernden Beats.

          Die Werkzeuge zu der Erzeugung dieser Beats lassen sich übrigens im „Maschinenraum“ bestaunen, in dem Synthesizer, Drumcomputer und Effektgeräte ausgestellt sind, von denen einige auch heute noch auf den Haben-wollen-Listen manches DJs stehen dürften.

          Die Ausstellung “Milestones – Favorite Club Tracks 1985–2020“ ist bis 1. Juni im MOMEM, An der Hauptwache, in Frankfurt zu sehen. Informationen zum umfangreichen Rahmenprogramm gibt es hier

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