Hessische Filmförderung : Man muss auch etwas riskieren
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Wird auf dem Sommerfest gezeigt: Sung-Hyung Chos „Full Metal Village” Bild: picture-alliance/ dpa
Die gemeinsame Hessische Filmförderung besteht seit zehn Jahren. Zum Jubiläum feiert die Filmförderung nun ihr Sommerfest mit Open-Air-Kino. Unter freiem Himmel wird dann einer der jüngsten Erfolge gezeigt: Sung-Hyung Chos „Full Metal Village“, der auch den Hessischen Filmpreis 2006 erhalten hat.
„Hessen ist kein Filmland“ : Der damalige hessische Minister für Kunst und Wissenschaft, Wolfgang Gerhardt (FDP), hat der ganz jungen Filmförderung vor 20 Jahren einen rechten Dämpfer versetzt. Viel Geld hat die Hessische Filmförderung bis heute nicht erhalten, aber den Satz würde wohl heute kein Politiker mehr so sagen.
Die Politik habe den Film und die Filmproduktion im Ganzen als Wirtschaftsfaktor entdeckt und auch der kulturelle Wert des Films werde anerkannt, sagt Maria Wismeth, Geschäftsführerin der Hessischen Filmförderung. Und, nicht zu vergessen, auch der Glamour sei gefragt: Seit einigen Jahren ist die Verleihung des Hessischen Film- und Kinopreises ein gesellschaftliches Ereignis der Branche.
Fest im Bertramshof des Hessischen Rundfunks
Das kann Wismeth und Verena Metze-Mangold, die Co-Geschäftsführerin der Hessischen Filmförderung, die nun das Zehnjährige feiern, eigentlich freuen: Seit 1997 sind die kulturelle Filmförderung des Landes und die Filmförderung des Hessischen Rundfunks (HR) ein Gespann. Dass es in dieser Zeit einige ordentliche Erfolge gegeben hat, viele auf Festivals ausgezeichnete Spiel- und Dokumentarfilme in kurzem und langem Format, soll am Mittwochabend gefeiert werden, wenn das traditionelle Sommerfest der Filmförderung im Bertramshof des Hessischen Rundfunks erstmals eine öffentliche Veranstaltung ist.
Dann wird auch eine Broschüre vorgestellt, die eine Bilanz der vergangenen zehn Jahre zieht, samt aller geförderten Filme. Unter freiem Himmel wird dann einer der jüngsten Erfolge gezeigt: Sung-Hyung Chos „Full Metal Village“, der auch den Hessischen Filmpreis 2006 erhalten hat.
Ein Projekt, das in gewisser Weise typisch war: Wismeth war, wiewohl sie sagt, „man muss auch etwas riskieren“, angesichts des Dossiers skeptisch. Ein Film über das Heavy-Metal-Festival in Wacken, ganz im Alleingang? Sie riet der Filmemacherin, sich einen Produzenten zu suchen und sich noch einmal um Förderung zu bewerben. Im zweiten Anlauf bekam Sung-Hyung Cho das Geld – und hatte die nötige professionelle Unterstützung, um einen Film zu drehen, der auf der Berlinale erfolgreich lief.
Eine gute Förderung leistet „Zukunftsforschung“
Für Metze-Mangold, die der HR-Filmförderung vorsteht, ist diese Anekdote auch ein Beweis für das Wissen der Förderer und der Jurys, die zur Beurteilung von Projekten so wichtig sei. Die Zusammenlegung der beiden Förderungen ergebe dann doch „ein ordentliches Sümmchen“ für so manches Projekt, wenn es denn aus beiden Töpfen bedient wird. Groß sind diese nicht: 750.000 Euro hat der HR zur Verfügung, etwas mehr als eine Million die kulturelle Filmförderung des Landes. Der HR hat ein Senderecht an den von ihmgeförderten Produktionen – Konflikte um Interessen habe es wohl einmal gegeben, diese seien aber „im Interesse der Freiheit der Jury“ gelöst worden, so Metze-Mangold.
Das wenige Geld so streuen, dass damit Projekte angestoßen werden, nennt Wismeth als Strategie. Ein Erfolg sei etwa die Film-Commission, die Produzenten unterstützt, und vor allem das Drehbuchcamp, das Wismeth gerne auch für Zukunftsmedien wie interaktive Filme öffnen würde. Nicht ohne sich mehr Mittel zu wünschen, um auch strukturell tiefer greifende Arbeit leisten zu können. Denn eine gute Förderung müsse auch „Zukunftsforschung“ leisten. Heute wird erst einmal das Erreichte gefeiert.