Literatur : In einer Reihe neben Bodo Kirchhoff, Joachim C. Fest und Imre Kertész
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Als Autor ein Humorist: Seep Jakobs Bild: E.J.
In einer anspruchsvollen Literaturreihe neben namhaften Schriftstellern zu stehen: Davon dürften viele Autoren träumen, denen das Geschichtenschreiben mehr Leidenschaft als Broterwerb ist. Seep Jakobs ist dieses Glück beschieden.
In einer anspruchsvollen Literaturreihe neben namhaften Schriftstellern zu stehen: Davon dürften viele Autoren träumen, denen das Geschichtenschreiben mehr Leidenschaft als Broterwerb ist. Dem Wahl-Oberhessen Seep Jakobs ist dieses Glück beschieden. Morgen abend liest er beim Eifel-Literatur-Festival, das in diesem Sommer Mario Adorf, Joachim C. Fest und Uwe Timm schon als Gäste gesehen hat. Und weitere Abende sind unter anderem mit Bodo Kirchhoff, Gabriele Wohmann, Ralph Giordano, Sten Nadolny und Nobelpreisträgers Imre Kertész vorgesehen.
Wie kommt Jakobs in diese Reihe großer Namen? Eines Tages habe ihn der Macher der Reihe angerufen und gefragt, ob er nicht aus seinem Geschichtenband „Der Lawinenschrank“ lesen wolle - „da war ich sofort einverstanden“, sagt der Humorist in aller Bescheidenheit.
Einst ein Forum für Autorennachwuchs aus der Region
Die Lesung wird ihn in seine Heimat zurückführen, in die Alte Kirche von Schönecken, dem Ort, in dem er aufgewachsen ist. Doch alte Kontakte hat Jakobs nicht spielen lassen, um beim Eifel Literatur-Festival lesen zu dürfen, wie er beteuert. Vielmehr habe eine Frau, die regelmäßig zu Kunstausstellungen in der Kirche einlade, dem Macher des Festivals vorgeschlagen, ein schriftstellerisches Talent aus der Eifel einzuladen. Und gleichsam an die Wurzeln der Literaturreihe anzuknüpfen, die einst ins Leben gerufen worden sei, um Autoren aus dieser Region und die Eifel in der Literatur vorzustellen. Erst nach und nach habe es sich zu einem Forum für international bekannte Autoren entwickelt.
Trotz oder gerade wegen der ungeahnten Hilfe aus der alten Heimat sagt Jakobs: „In dieses Festival aufgenommen worden zu sein, hat mich schon überrascht.“ Ob ihn die Einladung denn nicht auch stolz mache? „Jaaa“, meint der Autor und atmet lang und hörbar aus, wie um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Nach einer kleinen Pause meint er, „das ist kein Gefühl, mit dem ich ständig umherlaufe“. Gleichwohl sei er sich bewußt, dort ein Außenseiter zu sein.
Sein Geld verdient er als Sprecher der FH Gießen-Friedberg
Seit dem Erscheinen des Geschichtenbandes im kleinen Pi-Verlag vor einem dreiviertel Jahr hat er offiziell zehnmal aus seinem Werk gelesen, vor 15 bis 100 Besuchern. Hinzu kamen nach eigenem Bekunden mehrere Lesungen im privaten Kreis, in der er ausgewählte Texte aus den „39 Malheurs“, die der „Lawinenschrank“ birgt, vorgetragen hat. Zu behaupten, das über „Books on demand“ erhältliche Buch sei bisher weit verbreitet, wäre vermessen. Von der Startauflage von 350 Stück sind rund 300 Exemplare verkauft, wie Jakobs sagt. Bei 200 Stück liege die Gewinnschwelle, weil das „Books on demand“-Verfahren so kostengünstig sei. Und wenn der Verlag auf seine Kosten komme, beginne sich der Verkauf auch für ihn auszuzahlen. Vom ideellen Wert eines eigenen Buchs einmal abgesehen.
Das Gefühl, ein Werk aus eigener Feder in den Händen zu halten, ist für Jakobs nicht neu. Außer dem „Lawinenschrank“ hat er bisher zwei Romane geschrieben. Er debütierte 1994 mit dem „Buch vom Kopp“, einem Roman in Geschichten, in deren Mittelpunkt ein Mann namens Kopp steht. Seit dieser Zeit tritt er als Autor mit dem Spitznamen Seep auf, den schon sein Großvater trug. „Beim ersten Buch habe ich keinen Wert darauf gelegt, daß es mit meiner beruflichen Tätigkeit in Verbindung gebracht wird“, sagt er. Eigentlich heißt er Erhard Jakobs und verdient sein Geld als Pressesprecher der Fachhochschule Gießen-Friedberg.