„Kunst in Frankfurt IV“ : Aus dem Hut gezaubert
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Flirt mit der Gegenständlichkeit: Franziska Kneidl, „Flowers F.X.”, 2010. Bild:
Wie abstrakt darf es denn sein? In der Ausstellungshalle Schulstraße 1A ist „Kunst in Frankfurt IV“ zu sehen.
Als Format trägt die voriges Jahr von Robert Bock initiierte Reihe „Kunst in Frankfurt“ allemal. Ihr Titel ist in der vom gleichnamigen Verein getragenen Ausstellungshalle 1A an der Frankfurter Schulstraße aber im Grunde schon immer Programm. Zwar ist die neue Form stringenter und die Reihe, stets von einer Publikation begleitet, hat als solche durchaus den Anspruch, die Frankfurter Kunstszene in einer Weise abzubilden, wie es das bislang nicht gab. Als Ort einer solchen Herangehensweise aber mochte man die ehemalige Waschhalle mit ihrem engagierten Leiter schon immer preisen.
Neben großen Gruppenschauen und Einzelpräsentationen hat Bock schließlich auch schon in den vergangenen Jahren immer wieder konzentrierte Ausstellungen zu Malerei, Skulptur oder Zeichnung präsentiert, die mal durch das gewählte Medium, mal durch ein die jeweiligen Künstler verbindendes Thema oder eine künstlerische Haltung zusammengehalten wurden. Wenn „Kunst in Frankfurt IV“ nun sechs Positionen zum Thema Abstraktion zusammenführt, erscheint das jedoch ein wenig aus dem Hut gezaubert, um nicht zu sagen, willkürlich. Denn ungegenständlich war schon die zweite, „Malerei“ überschriebene Schau des Zyklus, „Abstraktion“ hingegen ist es zum großen Teil nicht. Verglichen mit der Ausstellung zum Thema Zeichnung, fehlt ein roter Faden, der die verschiedenen, meist allenfalls als „abstrahierend“ zu charakterisierenden Positionen verbindet. Und doch lohnt der Besuch, ungeachtet lokalpatriotischer Erwägungen, unbedingt.
Fläche, Form und Farbe, Geste, Figur und Grund
Mit Matthias Vatter stellt sich ein Künstler mit reizvoll bescheidenen Formaten vor, der in den vergangenen Jahren im Ausstellungsbetrieb seiner Heimatstadt kaum präsent war. Es sind jedoch gerade die in Frankfurt gut eingeführten Positionen, die in dieser Ausstellung immer wieder überraschen. Zwar behauptet sich das Werk Thomas Bucks schon immer irgendwo zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Auch die großformatigen Arbeiten Thomas Noldens mag man eingedenk seiner Landschaften vornehmlich als abstrahierende Naturschilderungen begreifen. Doch dass Franziska Kneidls lustvolle Rückkehr zur Farbe nach Jahren überwiegend grauer Bilder von einem offenen Kokettieren mit der Figuration begleitet wird, war noch in ihrer letzten Ausstellung in der Galerie Middendorff allenfalls zu erahnen. So bleiben am Ende gerade einmal zwei wesentlich abstrakte Positionen, die freilich das Thema der Ausstellung nachhaltig mit Leben füllen.
Das gilt für die nass in nass gemalten, die Farbe pastos auf die Leinwand schichtenden Bilder Viola Bittls ebenso wie für die seit Jahren konsequent, verführerisch und im besten Sinne dekorativ die Grundbedingungen des Mediums auslotende Malerei Stefan Wielands. Fläche, Form und Farbe, Geste, Figur und Grund sind ihm die entscheidenden Parameter, die er mit jedem Bild neu verhandelt, ohne einen Pinsel in die Hand zu nehmen. Sprühfarbe, Epoxidharz oder farbiges Acrylglas sind sein Material, das er auf grobem Sackleinen mal ironisch, mal poppig inszeniert. Mit nicht anders als malerisch zu nennenden Ergebnissen.