Junge Deutsche Philharmonie : Virtuoser Nachwuchs
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Im Probenraum: Shiho Kawasaki am Flügel und Mohamed Elsaygh am Cello. Bild: Frank Röth
Für ihre Konzerte der Winter-Kammermusik planen die Mitglieder der Jungen Deutschen Philharmonie eine Hommage an zeitgenössische Musik.
Die Junge Deutsche Philharmonie versammelt die besten Musikstudenten Deutschlands. Fünf von ihnen werden am kommenden Wochenende drei Konzerte im Rhein-Main-Gebiet spielen. Seit Montag proben sie dafür in der Deutschen Ensemble Akademie mit den Dozenten Catherine Klipfel und Emanuel Wehse. „Spektren“ ist das Programm überschrieben; es ist eine Hommage an die Klangsinnlichkeit der zeitgenössischen Musik, besonders an György Ligeti, der in diesem Jahr hundert Jahre alt geworden wäre.
Spannung und Tiefgang
„Ich finde das ganz toll, wie ihr das macht: Eure Klänge wecken in mir unendlich viele Assoziationen!“, bestärkt Klipfel das Trio aus Geigerin Zijing Cao, Bratscherin Céline Eberhardt und Cellist Mohamed Elsaygh, das sich an gerade an einem der „Signs, Games and Messages“ von György Kurtág abarbeitet. Dieses Stück besteht nicht nur aus Klängen, sondern ebenso vielen Pausen. Pausen, in denen sich ganz viel entwickelt. Und welche, in denen absoluter Stillstand gefragt ist. „Wie lang soll ich die machen?“, fragt Geigerin Zijing Cao. „Nicht zählen“, rät Wehse. „Mach sie am besten so lang, bis du es nicht mehr aushältst“. Beim nächsten Durchspielen hat das Stück unglaublich an Spannung und Tiefgang gewonnen.
Pianistin Catherine Klipfel und Cellist Emanuel Wehse haben zusammen das Morgenstern-Trio gegründet, das schon in der New Yorker Carnegie Hall aufgetreten ist. Wehse war selbst Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie: „Ich freue mich riesig, wieder hier zu sein. Es ist unglaublich, wie konzentrationsfähig und offen diese jungen Menschen sind“. Etwa Bratscherin Céline Eberhardt, die erst 18 Jahre alt ist. 2021 bekam sie, zusammen mit ihrer Duopartnerin Danai Vogiatzi, den Förderpreis des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Mit von der Partie, etwa in dem Klavierquartett a-Moll von Gustav Mahler, ist auch Annabel Nolte. Zusammen mit den anderen Streichern freut sie sich besonders auf „ParaMetaString“ von Ligetis Schülerin Unsuk Chin, das Instrumentalklänge mit elektronischen verbindet.
Im Zentrum des Programms stehen zwei von Ligetis Klavieretüden. „Sie sind das Schwerste, das ich bisher gespielt habe“, sagt Pianistin Shiho Kawasaki. Nicht von ungefähr hat Ligeti seine Nr. 13 „L’escalier du diable“ genannt. Der Notentext sieht ziemlich schwarz aus. Aber formale Wendepunkte hat Kawasaki in verschiedenen Farben markiert. Ihren ersten Unterricht hat sie im Alter von drei Jahren auf einer elektronischen Orgel bekommen. Mit neun ist sie auf das Klavier umgestiegen, mit sechzehn wusste sie: Das mache ich zu meinem Beruf! Als sie 2020 nach Deutschland kam, vereitelte Corona alle menschlichen Kontakte. Umso glücklicher ist sie, sich nun mit anderen jungen Menschen zwischen 18 und 28 auf einer Ebene austauschen zu können, an die Worte ebenso wenig heranreichen, wie weniger gute Musiker. Beim Gespräch in der Mittagspause schwärmen auch ihre Kollegen vom tiefen gemeinsamen Verständnis jenseits des Sagbaren.
Spektren am 3. Februar, 19 Uhr, in der Französisch-Reformierten Kirche Offenbach, 4. Februar, 20 Uhr, Frankfurter Romanfabrik und 5. Februar, 11 Uhr, im Landratsamt Hofheim