Ihr Adam heißt Charles
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Bei der einen verschlingen sich Schlangen und Venusfliegenfallen, die nach Mäusen, Schnecken und Tauben schnappen, zu lustvollen Orgien, bei der anderen stürzen Heilige vom Pferd: Ivana de Vivanco, Dominika Bednarsky und Rusudan Khizanishvili in der Galerie Anita Beckers Frankfurt.
Frankfurt ⋅ Wer immer sich den Namen ausgedacht hat, am Ende trifft er das Ganze gar nicht einmal schlecht. Auch wenn er zunächst vor allem albern klingt, ein wenig willkürlich womöglich auch in Anbetracht der drei in der Ausstellung vertretenen Positionen. Und angesichts von „Charles“, der in der Frankfurter Galerie Anita Beckers nun den Adam unserer Tage mit heruntergelassenen Hosen gibt, nicht einmal sonderlich originell. Und doch, es ist etwas dran. Geht es Ivana de Vivanco, Dominika Bednarsky und Rusudan Khizanishvili mit „Im Namen der Hose“ doch durchaus schon einmal um das An- oder Ausziehen. Um entschieden selbstbewusste Frauen oder, um im Bild zu bleiben, auch schlicht darum, wer in der unendlichen Geschichte zwischen den Geschlechtern wohl die Hosen anhat.
Was sich freilich vor den Keramiken Bednarskys gar nicht so leicht entscheiden lässt. Schließlich trägt man im Bestiarium der jungen Künstlerin im Allgemeinen weder Rock noch Hose. Vor allem aber treiben es ihre züngelnden Schlangen, ihre gar zu süßen Kätzchen und sogar die gefräßig nach Mäuschen, Schneckchen und Täubchen schnappenden Venusfallen auf dem rosafarbenen Läufer bei genauerer Betrachtung ziemlich bunt. Begehren und liebkosen, küssen, beißen und lecken sich, verschlingen und penetrieren einander in orgiastischer Verzückung, dass es eine nachgerade pornographische Art hat. Und den Kunstbetrachter, noch ehe er sich’s versieht, auf durchaus amüsante Weise zum Voyeur macht. Nur mit den Plastiken auf der Kredenz der frommen Patentante, wo einem derlei früher gern als Vögelein auf seinem Zweigelein, als Hündchen oder Stillleben mit Früchten aus glasiertem Porzellan begegnete, haben die Arbeiten der Schülerin von Heiner Blum in Offenbach nicht wirklich viel gemein.
Form und Inhalt finden auf überzeugende Weise zusammen
Ungleich weniger abgründig, weniger komisch aber auch geht es in der Malerei Rusudan Khizanishvilis zu, die sich im Rahmen von „Der Name der Hose“ erstmals in Frankfurt vorstellt. Mag sein, auch hier geht es um die „Selbstermächtigung des weiblichen Geschlechts“, wie es der Pressetext behauptet, wenn es in „Crossing River“ nicht Christus, sondern eine Frau ist, die sich über den Fluss tragen lässt. Zwingend aber ist das eher nicht. Irritierender als derlei Überschreibungen ist da die Unbekümmertheit, mit der die georgische Künstlerin vielfach variierte Themen aus Religion und Kunstgeschichte mit der Bildsprache der klassischen Moderne kurzzuschließen trachtet.
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