Glänzende Spitzen : Sammlung Laske in einer Ausstellung im Landesmuseum Mainz
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Die Lithographie schätzte er offenbar nicht sehr. Dabei zeugt die umfangreiche graphische Sammlung des 1855 in Mainz geborenen Adolf Maria Laske, die er bei seinem Tod im Jahr 1903 seiner Geburtsstadt hinterließ, von großer Kennerschaft und systematischer Sammlertätigkeit.
Die Lithographie schätzte er offenbar nicht sehr. Dabei zeugt die umfangreiche graphische Sammlung des 1855 in Mainz geborenen Adolf Maria Laske, die er bei seinem Tod im Jahr 1903 seiner Geburtsstadt hinterließ, von großer Kennerschaft und systematischer Sammlertätigkeit. Rund 13400 Blatt, überwiegend Stiche, Radierungen und Zeichnungen aller klassischen Schulen, vom späten Mittelalter bis ins ausklingende 19. Jahrhundert, hat er während seines Lebens zusammengetragen. Die Provenienz eines Großteils der Arbeiten ist bis heute ungeklärt, wiewohl die meisten Abzüge von hervorragender Qualität sind. Immerhin ist bekannt, daß der in Frankfurt tätige Jurist Kunde bei F.A.C. Prestel war.
Das Landesmuseum Mainz, für dessen graphische Sammlung die Schenkung bis heute fast ein Drittel des Bestands ausmacht, zeigt nun aus Anlaß des Jubiläums mit knapp 50 Blättern eine kleine, aber feine Auswahl hochwertiger Arbeiten. Repräsentativ für die Sammlung soll die Ausstellung "Von Dürer bis Liebermann", die am Sonntag eröffnet wird, nach den Worten des Kurators Norbert Suhr sein, trotzdem sie nur "die Spitzen des Eisbergs" zeige. Die sind jedoch in Auswahl und Qualität bemerkenswert. Und sie tragen Namen. So sind vor allem Frankreich, Deutschland und die Niederlande mit meisterhaften Arbeiten repräsentiert.
Weniger Aufmerksamkeit widmete Laske dagegen offenbar Italien oder Spanien, etwa mit Piranesi respektive einem Goya nach Velazquez in der Ausstellung vertreten, wohingegen seine Sammlung regionaler Künstler kaum berücksichtigt ist, sieht man von zwei kleinen Arbeiten der heute vergessenen Frankfurterin Bertha Bagge und des Frankfurter Meisters "bxg" ab. Dessen Kupferstich von 1480 eröffnet den Reigen chronologisch. Dürers Stich "Maria mit der Meerkatze", mit dem geduldig wartenden Affen als Verkörperung des Bösen angesichts des in sein Spiel versunkenen Kindes, und Lucas Cranachs Holzschnitt "Kalvarienberg" gehören zu den frühen Meisterwerken der Schau.
Jacques Callots Parisansichten, denen der Kurator ganz bewußt den Vorzug vor den oft gezeigten "Schrecken des Krieges" gegeben hat, und Claude Lorrains "Der Tanz unter den Bäumen" von 1637 sind Blickfang der frühen Franzosen. Bei den Holländern fällt ein eigentlich verunglücktes, weil mit deutlichen Ätzspuren behaftetes Blatt Anton van Dycks nach Holbein ins Auge oder auch das Porträt eines jungen Mannes des deutlich nachvollziehbar dem inneren Rembrandtkreis entstammenden Jan Lievens. Stark sind daneben vor allem das 18. und 19. Jahrhundert in Deutschland etwa mit Arbeiten Johann Christoph Erhards oder Ludwig Emil Grimms in der Sammlung vertreten. Franz Anton Maulbertschs Kaltnadelradierung "Die Quacksalber" oder Wilhelm Leibls Porträt "Un fumeur" flankieren diese Periode eindrucksvoll.
Jacob Phillip Hackerts prächtiges, 1764 entstandenes Blatt "Landschaft in Südschweden" gehört zu den etwas schwächer vertretenen Zeichnungen mit Feder und Pinsel. Ganz leicht schon Max Liebermanns sommerlich vergnügte Radierung "Badende Knaben" von 1896, die somit völlig zu Recht in unmittelbarer Nachbarschaft von Daubignys Seine-Landschaft und Felix Bracquemonds impressionistisch anmutender Balkonszene ihren Platz finden. Hier, in der Renaissance der französischen Radierung um die Mitte des 19. Jahrhunderts, lag ein weiterer bemerkenswerter Schwerpunkt des Interesses dieses bürgerlichen Sammlers: Jene Blätter wie Johan Barthold Jongkinds "Soleil couchant. Port d'Anvers", eine flirrend leicht hingeworfene stimmungsvolle Hafenszene, lohnen allein schon den Besuch. (Bis 31. Juli Dienstag von 10 bis 20 Uhr, Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.) Christoph Schütte