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Bad Hersfelder Festspiele : Dieter Wedel braucht einen neuen Luther

  • Aktualisiert am

Will sich gegen die außerordentliche Kündigung wehren: Paulus Manker. Bild: dpa

Kurz vor der Premiere von Dieter Wedels Luther-Stück hat der Star-Regisseur die eskalierte Zusammenarbeit mit Schauspieler Paulus Manker beendet. Dem Bühnen-Ass wurde gekündigt.

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          Eklat bei den Bad Hersfelder Festspielen: Einen Tag vor Eröffnung des renommierten Freilicht-Theaterfestivals hat sich Intendant und Star-Regisseur Dieter Wedel von Paulus Manker getrennt, der unter anderem Martin Luther spielen sollte. Der Burgschauspieler habe eine außerordentliche Kündigung erhalten, berichtete die Festspielleitung am Donnerstagabend. Somit ist Wedel bei der Uraufführung von „Martin Luther - Der Anschlag“ (Freitag, 21 Uhr) zu einer kurzfristigen Umbesetzung gezwungen.

          Bei der Probenkritik am Mittwoch sei es zu einem „irreparablen Zerwürfnis mit dem Intendanten“ gekommen, berichtete die Festspielleitung. „Nachdem Herr Manker sich zunächst hartnäckig geweigert hatte, Regieanweisungen Folge zu leisten, hat er dann die Probe verlassen, was wir als Arbeitsverweigerung ansehen müssen.“ Diese Aktion sei der „Höhepunkt seines inakzeptabel beleidigenden, unberechenbaren und provokanten Verhaltens während der Probenzeit“ gewesen. Weitere Angaben zum Eklat machte die Festspielleitung nicht.

          Manker sollte Luther als Wutbürger verkörpern

          Manker bestätigte der Nachrichtenagentur dpa in einer Stellungnahme, dass es tatsächlich zu einer „heftigen, lautstarken Auseinandersetzung“ gekommen sei, bei der das „gesamte Ensemble und alle Mitarbeiter der Produktion Zeuge“ gewesen seien. Doch Wedel wiederum habe „in völlig indiskutabler, aggressiver und beleidigender Manier die letzte Szene des Stückes kritisiert“, in der Manker mitwirkte. Er befand: „Müßig zu sagen, dass die Kritik an einer einzelnen Szene (..) niemals zu einer öffentlichen Anklage vor dem gesamten Team oder gar einer fristlosen Kündigung“ führen könne. Manker kündigte an: „Es wird von meinem Anwalt Klage gegen die Festspiele eingereicht.“

          Manker war als einer von vier Akteuren für die Darstellung Martin Luthers vorgesehen. Er sollte ihn als „Wutbürger“ verkörpern. Diesen Part wird nun Christian Nickel übernehmen, der bereits die Rolle des „Reformators“ hat. Manker hatte sich bereits Anfang Mai beim Probenbeginn der Festspielsaison als „Enfant terrible“ präsentiert. Mehreren Journalisten gab er ungewöhnliche bis unfreundliche Interview-Antworten und sorgte für große Irritationen.

          Christian Nickel muss einspringen

          Nichtsdestotrotz gilt Manker in der Szene als renommierter Schauspieler mit besonderen Fähigkeiten. Der 59 Jahre alte Wiener arbeitete bereits mit Peter Zadek und weiteren namhaften Regisseuren zusammen. Einen Namen machte er sich 1994 im Film „Schlafes Bruder“ von Joseph Vilsmaier. Mittlerweile arbeitet Manker auch als Regisseur und Autor. Für Wedel war es die erste Zusammenarbeit mit dem Österreicher.

          Wedel muss nun nach dem Reinfall mit Manker alle Hoffnungen auf Christian Nickel setzen, der nun zwei der vier Facetten von Martin Luther darstellen muss. Im vergangenen Jahr überzeugte Nickel in Wedels Inszenierung des Dramas „Hexenjagd“ und wurde mit dem Großen Hersfeldpreis ausgezeichnet. Er wuchs in Hamburg auf, studierte Schauspiel an der Hochschule „Ernst Busch“ in Berlin und debütierte 1997 bei den Salzburger Festspielen. Unter der Regie von Dieter Wedel spielte er 2006 und 2014 bei den Nibelungen-Festspielen in Worms.

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