Bilder in Zeiten des Krieges
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Fire Masks: Downshire Hill, London, England 1941 by Lee Miller Bild: Lee Miller Archives England 2021
Die Ausstellung „Hautnah“ in Rüsselsheim zeigt die eindrücklichen Fotos der Künstlerin Lee Miller aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie bewahren nicht nur die Erinnerung an eine außergewöhnliche Frau, sondern mahnen auch, die Vergangenheit nicht zu vergessen.
Der amerikanische Militärpolizist, der an einem feuchtkalten Morgen Anfang 1945 auf einer matschigen Landstraße im Westen Deutschlands den Verkehr regelte, blaffte den nach dem Weg fragenden Insassen eines Jeeps in rüder Weise an, wie er vermutlich ständig irgendwelche Fragesteller anherrschte. Schließlich war man noch mitten im Krieg und die Front nicht weit. An diesem Morgen aber sah er nach dem routinemäßigen Anschiss doch noch ein zweites Mal hin, um sich dann zu entschuldigen und seine bereits einmal vorgebrachte Auskunft, auch nicht zu wissen, wo es langgehe, mit einem „Ma’am“ zu beschließen. Der in einen Armeemantel gehüllte und mit einem Stahlhelm bewehrte Fahrzeuginsasse war nämlich eine Frau, was so nah an der Front sehr ungewöhnlich war.
Die Verwunderung des Militärpolizisten dürfte in jenen Tagen eine typische Reaktion amerikanischer Soldaten in Frankreich, Luxemburg oder Deutschland gewesen sein, tauchte die blondhaarige Frau mit den blauen Augen doch in allen möglichen Frontabschnitten auf: Die aus Poughkeepsie in New York stammende Lee Miller (1907–1977) war nämlich die einzige Frau, die im Zweiten Weltkrieg das Vorrücken der alliierten Streitkräfte in Westeuropa als Kriegsfotografin begleitete.
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