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Ausstellung : Von Frankfurt nach Rom

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Adam Elsheimer, der mit 32 Jahren in der Ewigen Stadt gestorben ist, gilt mittlerweile als bedeutendster deutscher Maler des 17. Jahrhunderts. Das Städelmuseum widmet ihm nach 40 Jahren nun wieder eine Ausstellung.

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          Diese Ausstellung ist ein kleines Wunder. Ihr Gegenstand, das Werk von Adam Elsheimer, verbietet jede auftrumpfende Geste, jedes inszenatorische Spektakel, jede Spekulation auf Sensationswerte. So ist die Schau „Im Detail die Welt entdecken“ im Peichl-Bau eine wahre Schule des Sehens in reizüberfluteter Zeit: sorgfältig vorbereitet, geschmackvoll präsentiert, mit einem vorzüglichen Katalog und einem nützlich Begleitheft vorbildlich dokumentiert.

          Elsheimer wird nicht in einem Zug mit Rubens genannt, dessen Freund er war, oder mit anderen Künstlergrößen des Barock. Und er hat auch nicht wie manche Venezianer, von denen er offenbar beeinflußt war, die malerische Akuratesse dem großen Format geopfert:

          Eine nachgerade frühniederländische Gesinnung, was die Beschreibung des Details angeht, bändigt hier die durchaus vorhandene barocke Theatralik. Der 1578 als ältestes von zehn Kindern eines Schneiders in Frankfurt am Main geborene Künstler hat sich zeitlebens auf kleine, auf miniaturhafte Formate beschränkt. Er hat teilweise sogar mit der Lupe gearbeitet. Selbst sein Hauptwerk, der aus sieben Tafeln bestehende Kreuzaltar, wirkt wie die Liliput-Ausgabe eines eigentlich viel größeren Werks.

          Fenster zu einer Anderwelt

          Man muß sehr nah an diese Bilder herangehen, muß sehr genau hinschauen, muß die Distanz zum Dargestellten aufgeben, um in den Genuß der feinen Pinselführung zu kommen. Der Effekt der Überwältigung entfällt gänzlich, der unserer Gegenwart aus dem Kino wohlbekannt ist, auf den aber gerade auch die Künstler der Barockzeit gerne gesetzt haben.

          Zumindest haben sie ihn bedenkenlos in Kauf genommen. Elsheimer dagegen öffnet Fenster zu einer Anderwelt, zwingt die Betrachter, eine Art Schlüssellochperspektive einzunehmen und belohnt sie für ihre intime Zuwendung mit dem Zauber einer Gegenwirklichkeit en miniature.

          Im Städel präsentiert man den völlig zu Unrecht weithin unterschätzten Maler mit der nötigen dezenten Haltung. Wohltuend weht einen der kühle Geist der alten kunstgeschichtlichen Tugenden an statt die heiße Luft des modernen Ausstellungsbetriebs. Nach 40 Jahren ist es die erste Schau, die Elsheimer in seiner Heimatstadt gewidmet wird. Michael Maek-Geard hat sie kuratiert, Rüdiger Klessmann das wissenschaftliche Konzept geliefert.

          Kreuzaltar

          Das Städel besitzt zahlreiche Werke des Künstlers, darunter den Kreuzaltar, der frisch restauriert im Mittelpunkt der Ausstellung hängt. 300 Jahre lang waren seine Teile in alle Winde zerstreut. Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte sich das Städel, Elsheimers Meisterwerk wieder zusammenzufügen. Einen ersten Erfolg gab es 1950. Nach und nach wurden, zumeist aus britischem oder australischem Besitz, die noch fehlenden Tafeln erwoben. 31 Jahre dauerte es, bis der Altar seine ursprünglichen Gestalt zurückgewonnen hatte.

          Da zwei Konstruktionsskizzen erhalten waren, konnte der Birnenholzrahmen, der im Original die Tafeln umgab, rekonstruiert werden. Man weiß bis heute nicht, wer einst der Auftraggeber war. Sicher aber ist, daß es sich um einen Hausaltar handelte. Er blieb freilich nicht lange beim ersten Besitzer, gelangte zu einem spanischen Händler, der ihn an Großherzog Cosimo II. in Florenz verkaufte.

          Der Earl of Arundel hat ihn einige Jahre später vermutlich im Austausch gegen ein Holbein-Gemälde von den Medici erworben. Irgendwann wurden die Tafeln getrennt, kamen in den Besitz unterschiedlicher Personen und tauchten sehr viel später bei Auktionen wieder auf. Regelmäßig schlug dann das Städel zu.

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