Buntheit als Bedürfnis
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Beschwörung der Geister in Rot, Schwarz, Weiß: Bilder der Männer aus dem Dorf Avim in Neuguinea und bemalte Sagopalmscheiden Bild: Wolfgang Günzel
Im Weltkulturen-Museum in Frankfurt werden derzeit noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit etwa 200 Objekte aus den Sammlungen gezeigt. Es geht um die kulturelle Rolle der Farben. Und ein bisschen auch um die naturwissenschaftliche.
Den Eindruck, die Welt sei einst schwarzweiß gewesen, befördern auch die Fotografien früher Feldforscher, aber der Schein trügt. Der Planet ist so bunt wie die Kulturen, die auf ihm entstanden sind, und Farben als sinnliches Vergnügen wie Bedeutungsträger spielen überall eine gewichtige Rolle. Dass sie sowohl im Licht vorhanden sind als auch in unserer Wahrnehmung entstehen, ist eine der faszinierenden Einsichten, zu denen eine Beschäftigung mit ihnen führt. Und zu den vielen erstaunlichen Kniffen der Evolution gehört auch, dass es im menschlichen Auge nur drei Arten von Farbrezeptoren gibt, die aber genügen, um mehr als eine Million unterschiedlicher Farbtöne erkennen zu können. Mit ein paar einfachen Experimenten zur Farbwahrnehmung beginnt eine Ausstellung im Frankfurter Weltkulturen-Museum, die den erst einmal leicht irritierenden Titel „Grüner Himmel, blaues Gras“ trägt.
Da wäre etwa das „experimentum crucis“ von Isaac Newton, das manchen noch aus dem Physikunterricht bekannt sein dürfte: Wenn weißes Licht durch ein Prima fällt, entfalten sich auf einer Projektionsfläche die schönsten Regenbogenfarben. Seine Kritiker sagten, nicht das Licht sei für die Farben verantwortlich, sondern der geometrische Körper. Das widerlegte er dadurch, dass er zeigte: Ein zweites Prisma, hinter dem ersten angebracht, zerlegt die Farben nicht weiter. Aber auch Goethes Farbenlehre ist näher an den Tatsachen dran, als seine Zeitgenossen meinten: Die von ihnen abgetane Theorie von der Erzeugung der Farben aus Licht und Finsternis gewinnt Plausibilität, wie sich an einer verblüffenden Versuchsanordnung feststellen lässt.
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