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Anna Netrebko : Das Publikum huldigt der Primadonna

„Traumpaar der Oper“: Anna Netrebko und Yusif Eyvazov. Bild: Michael Braunschädel

Nicht der leiseste Hauch von Protest, sondern hellste Begeisterung: Der Auftritt von Anna Netrebko und Yusif Eyvazov in der Frankfurter Alten Oper war umjubelt.

          2 Min.

          Auf der Bühne ist Anna Netrebko sofort präsent. Auch mit ihren raumgreifenden Kleidern, ihrer großen Gestik und auf Fernwirkung zielenden Mimik erfüllt sie alle Erwartungen, die das breite Publikum an eine Primadonna hat. Und bei ihrer von DEAG veranstalteten Operngala in der, trotz Kartenpreisen ab 140 Euro, bestens besuchten Alten Oper hat Anna Netrebko eine wahrlich große und dankbare Zuhörerschaft gefunden. Am Ende applaudierten die Besucher ihr, ihrem Ehemann, dem Tenor Yusif Eyvazov, und der von Jader Bignamini geleiteten Philharmonie Baden-Baden lange im Stehen.

          Guido Holze
          Redakteur in der Rhein-Main-Zeitung.

          Unter der Begeisterung war nicht der leiseste Hauch von Protest zu spüren gegen die russische Sopranistin, deren schon im Vorjahr angesetztes Konzert zunächst verschoben worden war, weil sie sich nicht vom Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine distanzierte und ihr Nähe zu Putin vorgeworfen wurde. Ein eher allgemein gehaltenes Statement gegen Krieg hat sie nun offenbar so weit reingewaschen, dass man sie wieder auftreten lässt.

          „Das Traumpaar der Oper“

          Rein musikalisch war ihre Darbietung über jeden Zweifel erhaben. Man muss es so klar sagen: Wie Anna Netrebko singt, ist schlichtweg perfekt. Als „das Traumpaar der Oper“ begaben sie und Eyvazov sich gleich mit dem Duett „Già nella notte densa“ aus Verdis „Otello“ voll hinein ins inhaltlich hochdramatische Fach. Dabei fielen sofort Netrebkos Stärken auf: das feine Piano in der Höhe, der völlig bruchlose Übergang in die bestens ausgebaute Tiefe und ihre feine Unterscheidung zwischen weit gezogenen und auf Linie gesungenen Melodien und zugunsten der Textverständlichkeit klarer deklamierte Passagen. Mit Eyvazov, der sich mit seiner Strahlkraft in diesem italienischen Stil auf vergleichbarer Höhe bewegt, harmoniert sie dabei von der Größe der Stimme und dem Ansatz her sehr gut.

          Es folgte im Wechsel von Soloauftritten und Duetten ein sehr populäres Galaprogramm mit Auszügen etwa aus Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“ und Ruggero Leoncavallos „Pagliacci“ sowie Puccinis „Madama Butterfly“, „Tosca“ und „Turandot“. Eyvazov fielen dabei mit Arien wie „E lucevan le stelle“ und „Nessun dorma“ zwar die größten Hits zu, doch in der Dauerrolle als verzweifelter, heldenhafter Tenor ähnelten sich die Nummern im Ausdruck. Etwas tendierte er dabei hinsichtlich des Vibrato-Einsatzes und der Crescendi zum Affektierten.

          Netrebko konnte da mehr Facetten zeigen, hellere, leichtere auch mit „Stridono lassù“ aus „Pagliacci“ oder feurige und von ihr mit einer Tanzeinlage gestaltete als Emmerich Kálmáns „Csárdásfürstin“. Die Philharmonie Baden-Baden zeigte sich unter der Leitung Bignaminis, der durchweg auswendig dirigierte, gut disponiert und in der Begleitung der Stimmen durchaus differenziert und sicher. Auf das obligate „Libiamo“-Duett aus „La Traviata“ folgte als zweite Zugabe schließlich im allgemeinen Begeisterungstaumel „O solo mio“. Im Publikum gesehen wurde auch Uwe Eric Laufenberg, der Intendant des Wiesbadener Staatstheaters, der Netrebko unter allerlei Spektakel zu den dortigen Maifestspielen eingeladen hat.

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