Landkreis Offenbach : Im Gymnasium ist kein Platz mehr frei
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Volle Häuser. Die Gymnasien in Heusenstamm und Dreieich seien in diesem Jahr überbesetzt. (Symbolbild) Bild: dpa
Mehr als 20 Schüler aus Rödermark können in Dreieich und Heusenstamm nicht aufgenommen werden. Zum Unmut ihrer Eltern sollen sie Gesamtschulen besuchen.
Mehr als 20 Grundschüler aus Rödermark, die nach den Sommerferien direkt in die fünfte Klasse eines Gymnasiums wechseln wollen, haben bislang noch keinen Platz gefunden: Sie können weder am Ricarda-Huch-Gymnasium in Dreieich noch am Adolf-Reichwein-Gymnasium in Heusenstamm aufgenommen werden, weil dort keine freien Plätze mehr zur Verfügung stehen. In Rödermark gibt es als einzige weiterführende Schule die Oswald-von-Nell-Breuning-Schule, eine integrierte Gesamtschule, die auch zum Abitur führt. Eltern aus Rödermark, die ein reines Gymnasium bevorzugen, schicken ihre Kinder jedoch gerne nach Dreieich und Heusenstamm.
Peter Bieniussa, der Leiter des Staatlichen Schulamts für Stadt und Kreis Offenbach, hob hervor, dass jeder Schüler einen Gymnasialplatz bekomme. Freie Kapazitäten gebe es etwa an den Gymnasien in Neu-Isenburg und Seligenstadt, aber auch an der Oswald-von-Nell-Breuning-Schule und der Weibelfeldschule, einer kooperativen Gesamtschule, in Dreieich. 207 Anmeldungen gingen bei der Ricarda-Huch-Schule nach Angaben ihres Leiters Knud Dittmann für das Schuljahr 2014/2015 ein; das waren „so viele wie noch nie“. Die Schule, an der insgesamt 1250 Schüler unterrichtet werden, entschied, nicht fünf, sondern sechs Klassen der Jahrgangsstufe fünf zu bilden, so dass 180 Schüler aufgenommen werden können.
Schüler mit Zweitwunsch abgelehnt
Eine siebte Parallelklasse habe der Kreis als Schulträger aus finanziellen Gründen abgelehnt und argumentiert, man könne hier nicht zusätzliche Räume schaffen, während an anderen Schulen Räume leer stünden. In Absprache mit dem Schulamt entschloss sich die Schule, alle rund 175 Anmeldungen aus Dreieich zu berücksichtigen. Außerdem wurden sechs Geschwisterkinder aus Rödermark und eines aus Langen aufgenommen. Zwei Kinder aus Rödermark zogen nach Dreieich um. Von 29 Anmeldungen aus Rödermark habe man 21 ablehnen müssen. Dittmann ließ erkennen, er habe „jede Empathie“ mit Eltern, die ihre Kinder auf ein Gymnasium schicken wollten.
Der Schulleiter des Adolf-Reichwein-Gymnasiums, Siegfried Ritter, wies darauf hin, man habe alle 29 Kinder aus Rödermark aufgenommen, die die Heusenstammer Schule als Erstwunsch angegeben hätten. Schüler aus Rödermark, die sich für das Adolf-Reichwein-Gymnasium als Zweitwunsch entschieden hätten, könne man aber nicht aufnehmen. Auch einige Schüler aus Offenbach seien abgelehnt worden.
Ablehnung für Betroffene bitter
183 Fünftklässler kommen nach den Sommerferien in sechs Parallelklassen hinzu. Für mehr sei kein Platz. Insgesamt hat das Heusenstammer Gymnasium rund 1100 Schüler. Im vergangenen Jahr wurde dort wieder von der acht- auf die neunjährige Gymnasialzeit (G9) umgestellt. Auch schon vorher habe man deutlichen Zulauf gehabt, so Ritter. Die Obergrenze pro fünfte Klasse habe die Schule wegen des Andrangs von 30 auf 31 Schüler erhöht.
Die beiden Gymnasien seien in diesem Jahr überbesetzt, machte Leitender Schulamtsdirektor Volker Stürzer deutlich, der beim Schulamt für alle Schulen mit gymnasialer Oberstufe zuständig ist. Die Kinder aus Rödermark bekämen einen Platz im gymnasialen Bildungsgang. Dies müsse nach dem hessischen Schulgesetz aber nicht an einem Gymnasium sein. Die Kinder könnten auch eine Gesamtschule besuchen. Dass nicht alle Schüler aus Rödermark an den Gymnasien in Dreieich und Heusenstamm berücksichtigt worden seien, sei für die Betroffenen bitter; „wir verstehen das“. Das Schulamt habe sich bemüht, andere Möglichkeiten aufzuzeigen. Die seien zum Teil aber mit längeren Fahrwegen verbunden.
Ein Gymnasium für Rödermark?
Der Vorsitzende der Rödermarker FDP-Stadtverordnetenfraktion, Tobias Kruiger, kritisierte, dass die dortigen Schüler an den Gymnasien in Dreieich und Heusenstamm abgelehnt worden seien, und bezeichnete es als „Skandal, dass die Politik es so weit hat kommen lassen“. Seit Jahren sei der verstärkte Wunsch der Eltern aus Rödermark zu erkennen, ihren Kindern einen reinen gymnasialen Bildungsgang zu ermöglichen. Seit Jahren versage die Politik im Kreis, „hierfür die entsprechenden Weichen zu stellen“. Die FDP fordere seit Jahren ein eigenständiges Gymnasium für Rödermark. Aus dieser Stadt müssten die meisten Schüler im Kreis täglich pendeln. Viele hundert Kinder nähmen dabei lange Wege in Kauf.
Für die FDP sei es „nicht akzeptabel, dass Rödermärker Kinder nur aufgrund ihres Wohnortes subjektiv schlechtere Bildungschancen haben als Kinder anderer Kommunen im Kreis“, sagte Kruger. Im Sommer würden die Gebäude der Förderschule Helene-Lange-Schule in Urberach frei. Dies sei eine gute Gelegenheit, „nochmals über ein ergänzendes Gymnasium als langfristige Lösung in Rödermark nachzudenken“.