Lärmobergrenze gefordert : Leisere Jets, flexiblere Routen
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Lärmmessung: Im Landeanflug auf den Flughafen überfliegt ein Jet eine Lärmmesstation in Flörsheim am Main. Bild: dpa
Eine Initiative der Städte Mainz und Mörfelden-Walldorf möchte Behörden, den Flughafenbetreiber Fraport und Bürgerinitiativen an einen Tisch bringen. Und zwar möglichst schnell, da eine Einigung bald durch die Europäische Union verhindert werden könnte.
Angetrieben von der Sorge, dass man sich bei der Festlegung von Lärmobergrenzen rund um den Frankfurter Flughafen möglichst geeinigt haben sollte, ehe die für den 13.Juni 2016 angekündigte europäische Betriebsbeschränkungsverordnung in Kraft tritt, ist von Vertretern der Städte Mainz und Mörfelden-Walldorf ein gemeinsames Diskussionspapier zu diesem Thema vorgelegt worden.
Obwohl beide Kommunen von verschiedenen Flugrouten betroffen seien, „liegen wir inhaltlich ganz auf einer Linie“, sagte die Mainzer Umweltdezernentin Katrin Eder, die ebenso wie der Erste Stadtrat von Mörfelden-Walldorf, Franz-Rudolf Urhahn (beide Die Grünen), Mitglied der Fluglärmkommission ist. Auch gehe es ihnen mit ihrer Initiative nicht darum, Parteipolitik zu machen.
Hoffen auf Einigung trotz stark unterschiedlicher Positionen
Vielmehr sollten die schwarz-grüne Landesregierung in Hessen, der Flughafenbetreiber Fraport, die zuständigen Behörden und Gremien sowie die Bürgerinitiativen nun möglichst rasch an einem Tisch versammelt werden, um sich auf eine verbindliche Einführung von Lärmobergrenzen zu einigen; und so zu verhindern, dass die Europäische Union ein solches Ansinnen womöglich erschwere, wenn nicht gar unmöglich mache.
Wie unterschiedlich die Positionen derzeit noch sind, verdeutlichten Eder und Urhahn mit einer von ihnen erstellten Übersicht: Während der Planfeststellungsbeschluss, der von Mainz und Flörsheim ja immer noch gerichtlich angegangen wird, die bis zum Jahr 2020 prognostizierten 701.000 Flugbewegungen im Jahr als Höchstgrenze erlaubt, forderten etwa die Bürgerinitiativen eine Begrenzung auf maximal 380.000 An- und Abflüge. Eder und Urhahn, die sich bei dieser Frage eigentlich nicht auf eine bestimmte Zahl festlegen lassen möchten, wollen die Lärmbelastung aus dem Jahr 2012 – also aus dem ersten Jahr nach Öffnung der Nordwestlandebahn – zum Maßstab machen. Das wären etwa 480.000 Starts und Landungen jährlich.
Die Grundsatzforderung nach einem „echten Nachtflugverbot“ bleibt
An der Grundsatzforderung nach einem „echten Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr“ halten beide fest. Darüber hinaus dürfe es aber kein Tabu sein, auch über eine Aufsplitterung oder Verlagerung von Flugrouten zu reden, wenn dadurch eine große Zahl von Menschen entlastet werden könnte. Eine solche Streuung wird von den Bürgerinitiativen bis dato jedoch abgelehnt. Neue technische Möglichkeiten, gerade beim Anflugverfahren, müssten künftig in Kombination mit verbesserten Messsystemen und leiseren Flugzeugen dazu genutzt werden, die Lärmbelastung zu verringern, forderten Eder und Urhahn. Beide sprechen sich zudem dafür aus, dem Flughafenbetreiber eine Lärmabsenkung in Höhe von jährlich 0,4 Dezibel dB(A) vorzuschreiben, was ihrer Ansicht nach auf mittlere Sicht zu einer merklichen Entlastung der Bevölkerung beitragen dürfte.