
Kommentar : Ein mahnendes Beispiel
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Angeklagt: Kreshnik B, der für die Terrormiliz IS kämpfte Bild: AFP
Der in Frankfurt angeklagte IS-Kämpfer Kreshnik B. ist ein mahnendes Beispiel. Seine Biographie zeigt, wie leicht sich Muslime mitziehen lassen vom Salafismus, der fast schon den Anklang einer Jugendbewegung hat.
So also sieht jemand aus, der im Namen Allahs gegen die westliche Welt kämpfen will, auf Seiten des „Islamischen Staats“. Fast schüchtern saß Kreshnik B. auf der Anklagebank. Er ist der erste Islamist aus Deutschland, dem der Prozess gemacht wird wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Eine Führungsfigur war der junge Mann aus Frankfurt wohl kaum, das wurde jedem klar. Er war eher ein Mitläufer. Einer, der sich von seiner Schwester am Telefon sagen ließ, er sei „jung, dumm und naiv“. Und der sich offenbar genau so sah, denn kurz darauf kehrte er nach Deutschland zurück - offenbar ernüchtert von dem, was er in Syrien erlebte.
Nicht nur strafrechtlich ist der Prozess gegen den IS-Kämpfer beachtenswert, sondern auch im Hinblick auf die Frage: Was lässt sich aus so einer Biographie lernen? Ist es beruhigend, wenn einige der Islamisten, die die westliche Welt bedrohen, wirken wie unreife Teenager? Lässt es einen ruhiger schlafen, wenn man weiß, dass da nicht nur selbstbewusste Kämpfer, sondern mitunter gebrochene junge Männer zurückkehren, die nach Verbüßung ihrer Strafe möglicherweise dem Salafismus sogar den Rücken kehren?
Gefühl der Allmacht
Die Antwort lautet: eher nicht. Denn selbst wenn Kreshnik B. wirklich „nur“ ein Mitläufer ist, so gehört er doch einer immer größer werdenden Zahl von jungen Muslimen an, die meinen, es sei legitim, durch Gewalttaten ein Kalifat zu errichten - und über Andersgläubige im Gefühl der Allmacht zu richten.
Insofern bleibt Kreshnik B. ein mahnendes Beispiel, gleich, wie der Prozess ausgehen wird. Denn seine Biographie zeigt, wie leicht sich Muslime mitziehen lassen vom Salafismus, der fast schon den Anklang einer Jugendbewegung hat. Jugendliche tun manchmal unüberlegte Dinge. Sie probieren manches aus, was sie im Nachhinein vielleicht bereuen. Das Wort „naiv“ passt trotzdem nicht so recht, denn dass es in Syrien und im Irak ums Töten geht, ist jedem klar, der dorthin reist.
