
Frankfurts Stadtentwicklung : Die letzten Reserven
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Frankfurt platzt aus allen Nähten. Bezahlbarer Wohnraum wird immer seltener. Doch wie reagiert die Politik? Bild: obs
Frankfurts Wohnsituation wird immer prekärer. Doch die Politiker hadern mit wichtigen Beschlüssen. Dabei steht ein Stadtentwicklungskonzept schon bereit. Ein Kommentar.
Wie man auf den Fluren des Frankfurter Rathauses hört, ist das Istek 2030, kurz für Integriertes Stadtentwicklungskonzept, schon länger fertig. Aber die Fraktionen lassen sich mit der politischen Abstimmung über den Entwurf so viel Zeit, dass man meinen könnte, es gäbe in der Stadt keinen Wohnungsmangel. Es steht zu befürchten, dass es vor der offiziellen Veröffentlichung noch um jedes Konfliktpotential entschärft wird und am Ende ein reingewaschenes, belangloses Papier übrig bleibt.
Dabei enthält das Istek einige vernünftige Ansätze: Erstens ist es grundsätzlich gut, dass sich die Ämter zusammensetzen und planen, wie sich die Stadt langfristig entwickeln soll. Sie sind das ganze Stadtgebiet systematisch durchgegangen, haben mehr als 200 Flächen geprüft und einen Bruchteil zur Entwicklung empfohlen. Diese Strategie ist richtig. Sonst nämlich droht die Planung immer wieder an den gleichen Diskussionen zu scheitern: Umwelt gegen Wohnen, Wohnen gegen Gewerbe, Gewerbe gegen Umwelt. Man dreht sich im Kreis und schaut den Mieten beim Steigen zu.
Neue Gewerbegebiete
Zweitens ist es an der Zeit, die Siedlungen der fünfziger und sechziger Jahre zu verdichten. Dort wurde verschwenderisch mit Platz umgegangen, man sollte sie aufstocken und ergänzen. Die Bewohner der Zeilenbauten, die ungeschützt dem Verkehrslärm ausgesetzt sind, können davon sogar profitieren. Weil die Siedlungen größtenteils in öffentlicher Hand sind, ist eine Verdichtung auch vergleichsweise einfach zu planen. In den übrigen Fällen muss die Stadt den Eigentümern ein Angebot machen, das sie nicht ablehnen können. Wer wehrt sich schon gegen eine höhere Ausnutzung?
Drittens sollen in der Nähe der Autobahn drei neue Gewerbegebiete angelegt werden. Sie wären gut an den Verkehr angebunden und würden am Stadtrand nicht weiter stören. Ließen sich zudem Gewerbebetriebe aus der Innenstadt dorthin verlagern, könnten Freiräume für den Wohnungsbau entstehen. Die Immobilienbranche schielt auf den unteren Osthafen, dessen Gewerbenutzung allerdings auf Jahrzehnte vertraglich festgelegt ist.
Obwohl das Konzept viele richtige Ansätze enthält, geht von ihm ein Signal der Abhängigkeit aus: Frankfurt wird seine Wachstumsprobleme nicht allein bewältigen können. Von den rechnerisch bis 2030 nötigen 90.000 Wohnungen sind allenfalls 60.000 zu schaffen. Auch das Umland ist gefordert.