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Kommentar : Kultur ohne Perspektiven

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Eine Kulturinstitution: Das Städel. Bild: Burkert, Christian

Von einem kulturpolitischen Gestaltungswillen ist in Frankfurt nichts mehr zu spüren. Daran ändern auch die jüngsten Thesen aus dem Büro des Oberbürgermeisters nichts.

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          Von einem kulturpolitischen Gestaltungswillen ist in Frankfurt nichts mehr zu spüren. Daran ändern weder das dünne Positionspapier der CDU-Fraktion etwas noch die üppig ausgebreiteten Thesen aus dem Büro des Oberbürgermeisters. Im Gegenteil. Beide jüngst veröffentlichten Dokumente zur Kultur verfehlen, jedes auf seine Weise, das Thema.

          Keine Idee für die Zukunft der Kultur in Frankfurt, nirgends. Und keine konkreten Äußerungen über die Weltkulturen-Sammlung etwa oder ein Kinder- und Jugendtheater als Sparte der Städtischen Bühnen - beides hatte die schwarz-grüne Koalition auf ihre Agenda gesetzt. Ganz zu schweigen von Visionen von einer Rhein-Main-Region, die sich messen möchte mit London, Paris oder gar New York, dafür allerdings weitaus mehr Kunstausstellungsflächen benötigte, als heute vorhanden sind.

          Keine Kulturpolitiker, die diesen Namen verdienen

          Statt kulturpolitische Perspektiven zu entwerfen, haben die Konservativen nur ein weiteres Bekenntnis zu Kostenreduzierung und -vermeidung abgelegt. Dieses Mal unter besonderer Berücksichtigung eines Gebiets, auf dem einem neuerdings wieder gern artikulierten Ressentiment zufolge ohnehin die Verschwendungssucht grassiert.

          Kulturpolitiker, die diesen Namen verdienen, können an dem Papier nicht beteiligt gewesen sein. Es trägt die Handschrift von Finanzpolitikern. So wird unter anderem erwogen, Museen organisatorisch, wenn nicht sogar räumlich zusammenzulegen, die Zahl der Theaterspielstätten zu verringern, weniger Vorstellungen im Schauspiel zu zeigen. Und das Romantikmuseum preist die CDU als künftige Bereicherung des Goethehauses, nur die Stadt soll es nichts kosten, dafür gibt es ja das bürgerschaftliche Engagement.

          Über Konkretes wird nicht gesprochen

          Darin sind sich der linke Sozialdemokrat Peter Feldmann und die christlichen Demokraten einig: Investitionen in die Kultur tätigen bitte schön von jetzt an die anderen, wohlhabende Bürger, Privatleute, Stiftungen, Unternehmen. Was aber die Stadt schon finanziert, ist unter dem Blickwinkel des Stadtoberhaupts als Teil der Sozialpolitik auf eine viel breitere Basis zu stellen. „Kultur für alle“ soll endlich Wirklichkeit werden. Wenn die Menschen nicht zur Kultur kommen, rückt diese eben in den Stadtteilen ein. Der Kulturbegriff weitet sich ins Endlose.

          Das hat den Vorteil, dass man über Konkretes nicht sprechen muss. Bleibt, passend zum Spätherbst, die Hoffnung, dass die bestehenden Institutionen den kulturpolitischen Winter ohne größere Schäden überstehen.

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