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Ausgezeichnete Arbeit: Katharina Iskandar berichtet über Fälle von Rechtsextremismus und Terrorismus im Rhein-Main-Gebiet.

Kommentar : Kriminelle mit Vereinsschal

Nach einem Basketballspiel der Skyliners gegen Aris Thessaloniki kam es zu einer Massenprügelei. Hooligans der Eintracht griffen griechische Fans an. Wie wird die SGE auf den Vorfall reagieren?

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          Warum tut sich die Eintracht nur so schwer, mit ihr sympathisierende Gewalttäter auch als solche zu bezeichnen? In keiner anderen Sportart gibt es so viele „Fair Play“-Kampagnen wie im Fußball. Spieler sollen Vorbilder sein, sollen Werte vermitteln, insbesondere auch die des friedlichen Miteinanders. Doch auf gewisse Leute, die sich als Fußballfans bezeichnen, diesen Namen aber nicht verdienen, scheint das alles keinen Eindruck zu machen. Im Gegenteil. Sie nutzen den Fußball dafür, zu pöbeln und zu prügeln. Und wenn der Gegner zu weit weg sitzt, schießen sie eben Feuerwerksraketen in dessen Block. Gelegenheiten für Gewalttaten finden sie immer.

          Solche Leute sind, man muss es so deutlich sagen, Kriminelle mit Vereinsschal um den Hals. Und jeder Klub, der etwas auf sich hält, müsste deutlich machen, dass er auf solche Anhänger verzichten kann. Oder sogar muss. Die Eintracht aber tut das nicht. Und wenn, dann so leise und zurückhaltend, als quälte sie sich damit. Als hätte sie Angst vor einem Teil ihrer eigenen Ultra-Szene.

          Wie reagiert die Eintracht diesmal?

          Dabei ist es ein Hohn, dass solche selbsternannten Fans trotz ihrer Straftaten immer wieder in die Stadien gelassen werden. Denn sie sind eine Zumutung für jeden wahren Fan, der sich im Stadion einfach nur ein Fußballspiel anschauen und seinen Verein unterstützen will. Wollte man das Verhalten der Eintracht-Verantwortlichen moralisch bewerten, ließe sich ihnen vorwerfen, schwere Körperverletzungen als Bagatelldelikt abzutun. Anders ist ihre offenbar gleichgültige Haltung gegenüber Straftätern kaum zu deuten. Das zeigt auch der jüngste Fall.

          Selbst wenn sich die Aufklärung der Ereignisse an der Ballsporthalle womöglich noch einige Zeit hinziehen wird, so ist jetzt schon klar, dass das Vorgehen gegen all die Gewalttäter, die sich als Fußball-Hooligans bereits einen schlechten Namen gemacht haben, strikter gehandhabt werden muss. Es wird deshalb interessant sein, wie die Eintracht diesmal agiert. Wenn sie wollte, könnte sie sich von der Polizei die Personalien übermitteln lassen und die Beteiligten mit einem Stadionverbot belegen. Sollten jedoch dieselben Personen, die am Mittwochabend nach dem Überfall auf Anhänger von Aris Thessaloniki festgenommen wurden, morgen im Fanblock stehen, spricht das für sich.

          Katharina Iskandar
          Verantwortliche Redakteurin für das Ressort „Rhein-Main“ der Sonntagszeitung.

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