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Kommentar : Die zwei Seiten des Rad-Booms

Radfahren ist gesund und ökologisch richtig. Aber ein größeres Netz an Radwegen ist unabdingbar.

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          Die in Frankfurt gestartete bundesweite Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ ist mit Blick auf die Gesundheit der Bürger und die Ökologie sinnvoll. Wer wollte dem widersprechen. Doch es wäre keineswegs uneingeschränkt wünschenswert, wenn in Frankfurt noch mehr Autofahrer auf das Fahrrad umstiegen. Schon jetzt gibt es an manchen Kreuzungen im morgendlichen Berufsverkehr ein Gedränge, dass man die Luft anhält und hofft, dass alles gut geht, ohne Unfälle, ohne Zusammenstöße.

          Nun weiß jeder Radfahrer aus Erfahrung: Mit je mehr Gleichgesinnten man unterwegs ist, desto stärker können Rechte und Rücksichtnahme eingefordert werden. Manches kann man sich auch herausnehmen, was man sich als einzelner Radler, dicht umgeben von Autofahrern, nie erlauben würde.

          Die Radfahrer üben auch Kritik

          So schlagen in der Brust vieler, die das Rad als alltägliches Verkehrsmittel nutzen, zwei Herzen: Es gibt die Freude, dass das Radfahren so beliebt geworden ist, gleichzeitig fürchtet man aber jene nicht geringe Zahl Verkehrsteilnehmer, die sich relativ ungern an Verkehrsregeln halten, rote Ampeln allenfalls als Anregung nutzen.

          Dem Frankfurter Verkehrsdezernenten Stefan Majer (Die Grünen) scheint es ganz ähnlich zu gehen. Denn je mehr Radfahrer er in seiner Stadt hat, desto mehr Kritik muss er sich von ihnen gefallen lassen, desto mehr ist er auch gefordert, den radelnden Frankfurtern etwas zu bieten und sei es nur der halbwegs sichere Weg zur Arbeit.

          Das Miteinander muss klappen

          Immerhin kann Frankfurt mit Stolz darauf hinweisen, dass sich der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr in der Großstadt in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt hat - auf heute 15 Prozent. Das Land Hessen hofft, dieses Ziel bis 2020 zu erreichen. Im Frankfurter Umland hat sich der Anteil der Radfahrer in den vergangenen zehn Jahren immerhin von sechs auf acht Prozent erhöht. Angesichts des großen Trends zum Pedelec, dem mit Elektromotor unterstützten Fahrrad, sehen viele dort große Potentiale. Aber auch in Frankfurt könnten sicherlich noch einige mehr umsteigen.

          Dann müssten allerdings weitere Radwege hinzukommen. Sonst klappt das Miteinander nicht mehr. Nicht nur das der Radfahrer untereinander, sondern auch das zwischen Radlern und Autofahrern wäre akut gefährdet. Die Radfahrer haben das Recht, einen größeren Anteil am Straßenraum für sich zu fordern.

          Mechthild Harting
          Redakteurin in der Rhein-Main-Zeitung.

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