
Kommentar : Der neue Frankfurter Ton
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Der Trend „zurück in die Stadt“ beschert Frankfurt einen Einwohner-Rekord. Doch gibt es in der Region, unmittelbar angrenzend an Frankfurt, noch größere Wohnbauflächen, die gemeinsam entwickelt werden könnten.
Der Trend „zurück in die Stadt“, der in den vergangenen Jahren kontinuierlich stärker geworden ist und Frankfurt einen Rekord von 700.000 Einwohner beschert hat, fordert die Region heraus. Gerade erst hat die letzte Kommune begriffen, dass sich der demographische Wandel nicht nur in Nordhessen bemerkbar macht, sondern dass es auch in Teilen des Rhein-Main-Gebiets Leerstände, nicht mehr nachgefragte Baugrundstücke und Schulschließungen gibt.
Just in diesem Moment stößt das Zentrum der Region, die Stadt Frankfurt, eine neue Diskussion an, die wieder in die umgekehrte Richtung führt. Frankfurts Planungsdezernent Olaf Cunitz (Die Grünen) sieht die Zukunft des Wohnungsbaus langfristig in der Region. Vor fünf Jahren hatte sich die Stadt Frankfurt mit ihrer Stellungnahme zum Regionalen Flächennutzungsplan noch ganz anders vernehmen lassen. Damals hatte sie die vielen Flächenausweisungen für Wohnen und Gewerbe insbesondere am Rand der Region, an der Peripherie, kritisiert und mehr Flächen für sich selbst als Zentrum gefordert.
Ein lobenswerter Schritt
Cunitz sieht in der Einhausung der Autobahn 661 bei Seckbach das größte Entwicklungspotential für seine Stadt. Doch will er mit Blick auf die mitunter äußerst langen Planungsprozesse - die Einhausung käme frühestens Mitte des nächsten Jahrzehnts - schon jetzt mit den Nachbarn Kontakt aufnehmen, ob man nicht eines Tages mit gemeinsamen Vorhaben den Druck auf den Frankfurter Wohnungsmarkt mildern kann.
Das ist allein vom Ton her, den Cunitz anschlägt, ein lobenswerter Schritt. Bisher hatte Frankfurt, wenn es wieder einmal gewahr wurde, eine flächenmäßig relativ kleine Großstadt zu sein, reflexartig die Eingemeindung der prosperierendsten Nachbarn gefordert, was auf deren Seite zu wütenden Reaktionen führte.
Tatsächlich gibt es in der Region, unmittelbar angrenzend an Frankfurt, noch größere Wohnbauflächen, die gemeinsam entwickelt werden könnten. Doch so wie Frankfurt die Innenentwicklung, also das Schließen von Baulücken und die Bebauung von Brachen, bevorzugt, setzen auch schon viele Umland-Kommunen darauf, ihre gewachsenen Strukturen zu stärken. Auch sie betreiben nicht mehr die Bebauung der grünen Wiese, zumindest nicht im großen Stil.
Die Stadt Frankfurt wird das bei Verhandlungen mit dem Umland berücksichtigen müssen. Große Neubaugebiete nach dem Vorbild des Riedbergs oder von Dortelweil-West wird es wohl nicht mehr geben. Es läuft auf kleinere Projekte hinaus.