Klettern : Mehr Gelegenheiten, die Wände hochzugehen
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Noch sind die Kletterhallen rar. Teilweise müssen die Kletterer bis nach Darmstadt fahren, um sich ihrem Hobby zu widmen. Bild: Hoang Le, Kien
In Frankfurt gibt es bisher nur eine einzige Sportkletterhalle. Das wird sich ändern: Drei neue Kletterzentren sollen demnächst eröffnet werden.
Daniel Sterner räumt erst einmal die Kettensäge weg. Danach wischt er die Ölflecken vom Besprechungstisch. Der Vorsitzende der Frankfurter Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV) ist derzeit mit Aufgaben beschäftigt, von denen er sich bei seinem Amtsantritt vor vier Jahren nichts hätte träumen lassen. Die Säge hat er gebraucht, um mit seinen Kletterkollegen ein Baufeld von kleineren Bäumen und größeren Hecken zu befreien. Gleich neben dem Vereinsgebäude in Preungesheim verwirklicht der Frankfurter Ableger des DAV das bisher größte Projekt seiner Geschichte. Am Donnerstag wurde der erste Spatenstich für eine neue Kletterhalle gesetzt.
Der DAV hat knapp eine Million Mitglieder, knapp 6.000 davon in Frankfurt. Er ist einer der größten Sportvereine der Stadt, hat derzeit aber keine eigene ausreichende Trainingsstätte für seine Sportkletterer und die Arbeit mit behinderten Jugendlichen. , sagt Sterner. Mit dem Neubau für voraussichtlich 2,3 Millionen Euro soll sich das ändern. Seit die Finanzierung steht - unter anderem helfen die Mitglieder mit einem Zusatzbeitrag aus - hat Sterner kaum noch Freizeit. Der 55 Jahre alte Bauingenieur kennt sich zwar aus mit derartigen Großprojekten. „Zurzeit bin ich aber wirklich am Limit“, sagt er.
“In Frankfurt muss einfach was passieren“
Sterner ist nicht der einzige Kletterhallenbaumeister in Frankfurt. Zwei weitere Hallen sind in Planung. Auf diesen Bauboom haben die Sportkletterer gewartet. Denn bislang gibt es in Frankfurt nur eine Halle, die T-Hall an der Mainkur, die ihren Ansprüchen gerecht wird. Eine weitere steht in Kelkheim. „Eine solche Marktlücke gibt es in keiner anderen deutschen Großstadt“, sagt Georg Lenz. Die Worte des Mainzers hallen durch die leere Industriehalle. Lange hat er nach dem richtigen Ort für sein Projekt gesucht. In der Nähe des Riederwaldstadions hat er ihn gefunden. An der Decke des Baus aus den achtziger Jahren hängen noch die Ventilatoren und ein Lastenkran. „In Frankfurt muss einfach was passieren“, findet Lenz.
Während der Alpenverein eine klassische Halle mit bis zu 14 Meter hohen Wänden plant, hat Lenz eine andere Zielgruppe im Blick. Seine Leidenschaft ist das Bouldern, eine vergleichsweise junge Form des Kletterns. Das Wort leitet sich ab vom englischen Wort für Felsblock. Ohne Sicherung kraxeln die Sportler in relativ niedrigen Höhen. Läuft alles nach Plan, wird Lenz seine Halle im November eröffnen. Bis dahin baut er mit seinen Partnern die Wände, darunter eine mit sechs Meter hohem Überhang. Seinen Job als freier Fotograf hat Lenz dafür vorerst aufgegeben.
Der Vorteil: Bouldern ist auch für Individualisten geeignet
Bouldern ist selbst für Menschen mit Höhenangst geeignet. Einem Absturz folgt schlimmstenfalls die Landung auf einer Matte. Wegen der kurzen, aber intensiven Phasen der Anstrengung gilt das Bouldern als perfektes Training für Bergsteiger. Zudem ließen die ersten Erfolgserlebnisse nicht lange auf sich warten, sagt Lenz.