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Klassische Musik : Steigendes Niveau, erweitertes Repertoire

Gesangsunterricht für die Sopranistin Irene Herter.

Gesangsunterricht für die Sopranistin Irene Herter. Bild: Wohlfahrt, Rainer

In klassischer Musik versuchen sich weiterhin mehr Amateure, als man denkt. Die Szene in der Region wächst sogar, obwohl sie schwer zu überschauen ist. Bald könnte Streichernachwuchs fehlen.

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          Mehrere Amateurorchester haben sich neu gegründet, und das musikalische Niveau ihrer Konzerte ist deutlich gestiegen. Das sei am Beispiel der Frankfurter Orchester-Gesellschaft auch mit alten Tonaufnahmen belegbar, sagt Paul Landsiedel. In dem 1995 neu gegründeten Amateurorchester spielt der ausgebildete Tontechniker als Hornist mit und engagiert sich als zweiter Vorsitzender. Schon im Orchester der Volkshochschule, aus dem die Orchester-Gesellschaft hervorging, war er von der Gründung 1963 an dabei und wirkte zeitweilig auch im Philharmonischen Verein mit, dem seit 1834 bestehenden weiteren großen Amateurorchester der Stadt.

          Guido Holze
          Redakteur in der Rhein-Main-Zeitung.

          Ein völliger Wandel habe sich dabei hinsichtlich des Repertoires vollzogen. Während demnach früher die Überzeugung herrschte, Laienmusiker könnten allenfalls vermeintlich leichte Haydn-Sinfonien in kleinen Besetzungen aufführen, habe man inzwischen längst erkannt, dass große romantische Werke klanglich oft viel dankbarer zu realisieren seien als die durchsichtigen, filigranen Kompositionen der Wiener Klassik. Sogar Uraufführungen zeitgenössischer Musik hat die Orchester Gesellschaft durch intensive Probenarbeit schon bewältigt und sich zudem häufig dem entlegenen Repertoire und zu Unrecht vergessenen Werken gewidmet.

          „Publikumsorchester“ brachte großen Schub

          Der Dirigent Stefan Schmitt, der 1989 die Leitung des Orchesters übernahm und dem die Steigerung des Niveaus maßgeblich mit zu verdanken ist, erinnert sich, dass die Szene der Amateurmusiker Ende der achtziger Jahre längst nicht so groß war wie heute. Neben dem Volkshochschulorchester und dem Philharmonischen Verein gab es nur das Orchester der Universität. Aus diesem ging 1993 das Orchester der Jungen Sinfoniker Frankfurt hervor, das heute das dritte große Amateurorchester der Stadt ist. Weitere Neugründungen der vergangenen Jahre sind das „MainKammerOrchester“, das bislang noch nicht viel in Erscheinung getretene „Finanzplatzorchester“ sowie in der Region beispielsweise das 2010 quasi an die Seite des Landesjugendsinfonieorchesters Hessen getretene Jugend-Sinfonie-Orchester Hochtaunus.

          Einen großen Schub in der klassischen Laienmusik-Szene brachte einst, wie allseits bezeugt wird, eine Idee des Vereins Frankfurter Bachkonzerte: Im Zuge seiner Abonnementkonzertreihe in der Alten Oper rief der Verein dazu auf, ein „Publikumsorchester“ zu gründen. 300 Bewerbungen gingen ein, so dass sogar Kandidaten vorspielen mussten.

          „Muggen-Orchester“ sind meist Selbstläufer

          Am 9. März 1986 traten dann erstmals die nun selbst musizierenden Zuhörer unter der Leitung des unlängst verstorbenen Frankfurter Cello-Professors Gerhard Mantel vor vollen Rängen im Großen Saal des Konzerthauses auf. Sechs weitere Konzerte des Publikumsorchesters folgten bis 1996. Aus dieser Zeit bestehen noch viele Kontakte. Jedenfalls gilt die klassische Laienmusik-Szene in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet als gut vernetzt. Ein Kantor, der zu einem besonderen Anlass ein großes Werk mit Orchester aufführen möchte, wird in der Regel keine Schwierigkeiten haben, einige hintere Streicher-Pulte mit ambitionierten Amateuren zu besetzen.

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