IT-Unternehmen : IBM gibt Standort Mainz auf
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Schlechtwetterlage: Die IBM-Dependance in Mainz soll geschlossen werden. Bild: dpa
Die amerikanische IBM-Niederlassung in Mainz steht 50 Jahre nach ihrer Eröffnung vor dem Aus. Ende 2016 soll sie geschlossen werden. Offenbar ist eine Zusammenlegung mit der Frankfurter Dependance geplant.
Der Mainzer Standort des amerikanischen Computerunternehmens IBM steht offenbar vor dem Aus. Ende 2016 werde das Unternehmen die Dependance endgültig schließen und die verbliebenen Mainzer Einheiten mit dem Standort Frankfurt zusammenlegen, teilte die Stadtverwaltung mit. Dies sei ihr so vom Unternehmen mitgeteilt worden. Das Computerunternehmen war gestern zu keiner Stellungnahme bereit. Dessen Deutschlandzentrale befindet sich im baden-württembergischen Ehningen.
Derzeit zählt der Mainzer Standort, an dem sich ein Rechenzentrum befindet, rund 1200 Mitarbeiter; ein Teil der Beschäftigten arbeitet aber von zu Hause aus. Laut Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) hatten Unternehmensführung und Betriebsrat der Stadt in einem Gespräch in der vergangenen Woche nochmals bestätigt, dass alle Arbeitsplätze in der Region erhalten blieben.
Im Falle eines Umzugs bleiben Stellen erhalten
„Das ist und bleibt das Wichtigste für die betroffenen Arbeitnehmer“, sagte Ebling. Nach Angaben von Andreas Wiese, der in der Gewerkschaft Verdi für die IT-Branche zuständig ist, existiert eine Vereinbarung, wonach die Beschäftigten im Falle eines Umzugs ihren Arbeitsplatz behalten.
Die in Mainz erscheinende „Allgemeine Zeitung“ berichtete über ein internes Schreiben von IBM-Niederlassungsleiter Dieter Münk an die Mitarbeiter. So sei ein Verbleib in Mainz „keine Option“, da die infrastrukturellen Voraussetzungen für Rechenzentrum und Serverflächen sowie für moderne Büroarbeitsplätze nach Ablauf des aktuellen Mietvertrags „nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Konditionen gewährleistet werden können“. Der Mietvertrag für die Niederlassung Mainz läuft Ende September 2016 aus. Gibt IBM den Mainzer Standort in zwei Jahren auf, geht damit nach 50 Jahren eine Ära zu Ende: 1965 eröffnete der Computerkonzern an der Hechtsheimer Straße ein Werk zur Produktion von Speichersystemen. Zeitweilig zählte „Big Blue“ in Mainz mehr als 4000 Mitarbeiter. Nachdem IBM mit Hitachi ein Gemeinschaftsunternehmen für das Festplattengeschäft gegründet hatte, wurde die Fertigung in Mainz 2003 eingestellt. Es blieben 2000 Beschäftigte, die vor allem Dienstleistungen erbrachten.
Die Stadt hat IBM nun vergeblich Ersatzstandorte in Mainz angeboten. Laut Verdi-Vertreter Wiese gibt es in der Nähe des IBM-Standorts in Frankfurt ein einst von einem Telekommunikationsunternehmen genutztes Rechenzentrum. Ebling hob hervor, dass mit einem Umzug der IBM-Einheiten nach Frankfurt der Wirtschaftsraum Rhein-Main, zu dem sich auch Mainz bekenne, nicht geschwächt werde. Der Abschluss eines Kapitels aus der Mainzer Wirtschaftsgeschichte stelle aber einen Wermutstropfen dar. Laut Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) trug IBM dazu bei, dass Mainz als Hightech-Standort ins Blickfeld anderer Firmen gerückt sei. Natürlich sei ein solcher Einschnitt traurig, sagten Sitte und Ebling übereinstimmend. Beide zeigten sich zuversichtlich, dass Mainz ein Kompetenzzentrum für Hochtechnologie bleibe. Auf der 2003 nach Aufgabe der Festplattenproduktion frei gewordenen Teilfläche des IBM-Areals sollen, wie berichtet, Wohnungen gebaut werden.