Islamismus-Vorwurf gegen Gülen-Netzwerk : Distanz zu Verein der Gülen-Bewegung wächst
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Distanziert: Frankfurter Bundestagsabgeordneter Omid Nouripour hat die Aufgabe des Beirats im Verein „Forum für interkulturellen Dialog“ niedergelegt. Bild: Frank Röth
In einem Verein der umstrittenen Gülen-Bewegung nehmen der Bundestagsabgeordnete Nouripour und Joachim Valentin den Beirat nicht mehr wahr. Tilman Allert bleibt trotz Skepsis.
Der Frankfurter Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour (Die Grünen) und Joachim Valentin, Direktor des Hauses am Dom und Islambeauftragter des Bistums Limburg, haben sich vom „Forum für interkulturellen Dialog“ distanziert, das zur umstrittenen Gülen-Bewegung gehört. Nouripour hat seine Arbeit im Beirat des Vereins niedergelegt, Valentin lässt sie derzeit ruhen.
Das Forum bemüht sich nach eigener Darstellung „intensiv um Völkerverständigung und verbindet alle Menschen miteinander, die für den Dialog offen sind“. Kritiker halten dem nach dem Prediger Fethullah Gülen benannten Netzwerk vor, für einen konservativ-islamischen oder gar islamistischen Kurs zu stehen, Befürworter würdigen den Beitrag der Bewegung zu Integration und Bildung. Sie betreibt Schulen und Nachhilfe-Einrichtungen und sogenannte Lichthäuser, Wohngemeinschaften für junge Leute, auch in Frankfurt.
Allert: „Entscheidung noch offen“
Valentin sagte, unter anderem seien ihm die Rolle und das Innenleben der Lichthäuser zunehmend suspekt geworden. Er hoffe auf die Klärung wichtiger Fragen, etwa der, wie groß der soziale Druck auf diejenigen sei, die diese Einrichtungen besuchten. Nouripour war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Zu dem Beirat gehören nun noch die Frankfurter Professoren Tilman Allert und Stephan Bongard. Allert sagte, er bleibe trotz seiner Skepsis vorerst in dem Gremium. „Meine Entscheidung ist noch offen.“ Kritisch sieht er zum Beispiel, dass die Gülen-Bewegung kein Verständnis für eine notwendige Islam-Hermeneutik zeige. Gleichwohl bleibe er Beiratsmitglied, um dort immer wieder Auseinandersetzungen führen zu können. Eine Stellungnahme des Vereins oder von dessen Vorsitzendem Eyüp Beşir zu den Vorgängen war nicht zu bekommen.
Türkische Oberschicht integrieren
Insgesamt hält es Allert für nötig, die „türkische Oberschicht“ der Stadt, die sich im „Forum für interkulturellen Dialog“ sammle, aus ihrem Binnenmilieu herauszuziehen und sie stärker in die Stadtkultur zu integrieren. Das gehe aber nur, wenn man sie nicht ausgrenze.
Für Diskussionen in der Stadt hatte jüngst der Plan der „Gesellschaft für Bildung und Förderung“ gesorgt, eine Grundschule einzurichten. Ihr war eine Nähe zur Gülen-Bewegung vorgehalten worden, was der Verein allerdings bestreitet.