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Neuer Investor für Flughafen : Konzerne, Betrüger, Staat: Wer schon alles mit Hahn scheiterte

Insolvent: Der Flugbetrieb am Flughafen Hahn geht dennoch weiter. Bild: Frank Röth

Im Poker um den insolventen Billigflieger-Flughafen Hahn soll nun die Firma des DIHK-Präsidenten gute Chancen haben. Vor ihm haben sich schon mehrere Unternehmen wie der Staat an dem Flughafen versucht.

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          Mit Flugbetrieb kennt sich die Triwo AG des DIHK-Präsidenten Peter Adrian zweifellos aus. Vier Flugplätze hat das Trierer Immobilienunternehmen, das seit Freitag laut Medienberichten als aussichtsreichster Bieter um den insolventen Hunsrück-Flughafen Hahn gehandelt wird, schon entwickelt, auf drei davon betreibt es selbst oder mit einem Joint-Venture den Flugbetrieb. Und einer dieser Flugplätze und Sonderflughäfen befindet sich sogar nahe Frankfurt, der von Privatfliegern und Flugschulen genutzte Flugplatz Frankfurt-Egelsbach.

          Falk Heunemann
          Wirtschaftsredakteur in der Rhein-Main-Zeitung.

          So viel Erfahrungen hatten längst nicht alle Unternehmen zu bieten, die in den vergangenen Monaten und Jahren sich am Flughafen Hahn - der eine seltene Nachtfluggenehmigung besitzt - versucht haben. Eine Übersicht:

          1998

          Die heutige Fraport AG (die mehrheitlich der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen gehört) erwirbt für elf Millionen Mark die Mehrheit an an dem ehemaligen Militärflughafen Hahn, um durch die neue Tochter den Flughafen Frankfurt zu entlasten, er wird vom Unternehmen darum auch in „Frankfurt-Hahn“ umbenannt. Das Land Rheinland-Pfalz, an das das US-Militär die "Hahn Airforce Base" 1993 übergeben hatte, behält eine Sperrminorität.1999 wählt die irische Billigfluglinie Ryanair Hahn als ihren ersten Start- und Landeort in Deutschland.

          2002/2009

          Nach Millionenverlusten übernimmt 2002 erst das Land Hessen einen Anteil von 17,5 Prozent, 2009 dann verkauft Fraport seine Anteile für einen Euro an das Land Rheinland-Pfalz. Hahn verzeichnet für das Jahr 2014 einen Rekordverlust von 45 Millionen Euro.

          2016

          Ein chinesisches Unternehmen namens SYT verhandelt mit Rheinland-Pfalz über eine Übernahme. Nach Medienrecherchen stellt sich jedoch heraus, dass es sich dabei um einen Hochstapler handelt.

          2017

          Rheinland-Pfalz verkauft seine Beteiligung von 82,5 Prozent an den chinesischen HNA-Konzern und erhält dafür 15 Millionen Euro. 17,5 Prozent gehören weiterhin dem Land Hessen. Doch 2021 geht der chinesische Konzern pleite, in der Folge muss auch die Betreibergesellschaft des Flughafens im Corona-Oktober 2021 Insolvenz anmelden.

          2022

          Das neue gegründete Unternehmen Swift Conjoy aus Frankfurt wird als Käufer vorgestellt. Daran beteiligt sind der Frankfurter Immobilienentwickler Swift, der bis dato in Hochhäuser und Wohnkomplexe investiert hatte, und die britische Conjoy Investment. An dieser ist der Gründer eines Tech-Startups beteiligt, der ein Management-System für Parkhäuser an Flughäfen entwickelt hat. Doch der Deal scheitert letztlich an nicht gezahlten Summen.

          2023

          Bei einem neuerlichen Bieterverfahren unterzeichnen sowohl die Mainzer Immobilien-Firmengruppe Richter als auch die NR Holding AG des Nürburgrings um den russischen Unternehmer Viktor Charitonin jeweils einen Kaufvertrag und überweisen die Kaufsumme auf ein Treuhandkonto. Die NR Holding AG überwies nach dpa-Informationen rund 20 Millionen Euro, die Gruppe Richter etwas weniger. Beide bekommen aber kein grünes Licht der Gläubiger und keine Lizenz für den Flugbetrieb.

          Danach bekundet auch der türkische Flughafenbetreiber YDA Interesse an dem Airport mit eher seltener Nachtfluggenehmigung - ohne jedoch jetzt zum Zuge zu kommen.

          Nun soll also womöglich die Triwo AG den Zuschlag erhalten. Ende März haben Gläubiger hinter verschlossenen Türen einstimmig für einen neuen Bieter gestimmt. „Wir haben eine weitere Option“, teilte Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner nach einer besonderen Gläubigerversammlung von vier Hahn-Schwestergesellschaften mit, ohne ein Unternehmen zu nennen.

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