Ingenieure der TU Darmstadt : Auf dem Weg zum intelligenten Auto
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Kein Dino: Der Testwagen De-Rex, vorgeführt von TU-Mitarbeiter Andreas Viehmann. Bild: Michael Kretzer
Ingenieure der TU Darmstadt arbeiten am „Fahrzeug 5.0“. Es soll möglichst wenig Kohlendioxid ausstoßen, sich selbst optimieren und irgendwann sogar als Kraftwerk dienen.
De-Rex kommt nicht stampfend daher wie die Hauptdarsteller aus „Jurassic Park“, er schleicht wie eine Katze. Zumindest, solange er sich gemächlich bewegt. Fast geräuschlos verlässt er im Schritttempo die Halle am August-Euler-Flugplatz und rollt draußen über die Asphaltpiste. Unaufmerksame Fußgänger müssen sich vor ihm in Acht nehmen – wie vor jedem Elektroauto.

Blattmacher in der Rhein-Main-Zeitung.
Auch im übertragenen Sinn ist De-Rex kein Dino. Vielmehr stellt der umgebaute B-Klasse-Mercedes einen Vorläufer jener neuen Autogeneration dar, die Stephan Rinderknecht als „Fahrzeug 5.0“ bezeichnet. Der Darmstädter Maschinenbauprofessor unterteilt die Evolution der Kraftfahrzeuge in fünf Stufen. Die ersten motorisierten Gefährte hatten noch keinerlei Elektrik, dann kamen einfache Hilfsausstattungen hinzu, etwa die Lichtmaschine. In den siebziger Jahren folgten mechatronische Elemente wie das Antiblockiersystem. Neueste Modelle sind computergesteuert und können sich mit der digitalen Welt außerhalb der Fahrerkabine vernetzen.
Die Besonderheiten unter der Motorhaube
Die Krone der Ingenieurkunst wäre nun ein Wagen mit Künstlicher Intelligenz: ein Auto, das im Alltag auf der Straße dazulernt, sich den Gewohnheiten des Fahrers anpasst und dementsprechend verschiedene Antriebsarten nutzen kann. Daran arbeiten Rinderknecht und seine Kollegen von der TU Darmstadt; sie forschen am Institut für Mechatronische Systeme im Maschinenbau und auf dem von der TU genutzten August-Euler-Flugplatz bei Griesheim, der sich auch gut für Autotests eignet. De-Rex und die Besonderheiten unter seiner Motorhaube sind dabei nur Teile eines Gesamtkonzepts, das weit über eine bloße Verbrauchsoptimierung hinausgeht.
Intelligenter soll es nach dem Willen der Forscher künftig schon bei der Entwicklung von Autobauteilen und der Überwachung ihrer Lebenszeit zugehen. Stéphane Foulard hat dazu aus der TU heraus ein Unternehmen gegründet: Es entwickelt Computerprogramme, die Belastungsdaten aus dem Fahrzeug analysieren und es damit möglich machen, dessen Bauweise zu optimieren. Schon lange werden Autos mit diversen Sensoren bestückt, die ihre Messwerte via Internet an die Hersteller senden können. Foulard will ihre Daten zusammenführen, um herauszulesen, wie sich Bauteile im alltäglichen Verkehr abnutzen. Diese Erkenntnisse könnten es ermöglichen, Getriebe um zehn Prozent leichter und um fünf Prozent günstiger zu produzieren.
Lange bevor es zu einer Panne kommt
Die Autobesitzer sollen aber auch direkt von solcher Software profitieren: Laut Rinderknecht könnte sie die Rest-Haltbarkeit von Bauteilen berechnen und Alarm schlagen, lange bevor es zu einer Panne kommt. Autohändler wiederum wären dann in der Lage, ihren Kunden anhand der Aufzeichnungen aus dem alten Fahrzeug einen Neuwagen zu empfehlen, der genau zu deren Fahrstil und Mobilitätsbedürfnissen passt. Rinderknecht und Foulard sind sich bewusst, dass solche Anwendungen heikle Datenschutzfragen aufwerfen. Sie glauben aber, die Technik lasse sich so einsetzen, dass kein Autofahrer um seine Privatsphäre fürchten müsse.