Im Porträt: Marius Nolte : Mehr als nur ein Basketballprofi
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Spielt gern Basketball, ist aber auch in der Betriebswirtschaft firm: Marius Nolte, Basketballspieler der Frankfurter Skyliners. Bild: Wonge Bergmann
Für ihn geht es steil nach oben. Skyliners-Kapitän Marius Nolte spricht über das entscheidende Spiel, seine Rolle im Team und seinen alten Lehrmeister.
Es geht steil nach oben. Marius Nolte nimmt die Stufen flotten Schrittes. Die alten Holzbohlen knarren unter den Füßen,. „So halte ich mich fit“, sagt der Basketballprofi von den Frankfurt Skyliners grinsend auf dem Weg hinauf zu seiner Altbauwohnung im vierten Stock. Mitten in Bockenheim fühlt sich der Center des hessischen Bundesligaklubs inzwischen zu Hause. Gegenüber ist ein Fahrradgeschäft, schräg um die Ecke ein Bioladen, über die Straße eine Kneipe mit dem typisch studentischen Flair, das den Stadtteil immer noch ein wenig prägt. Im Flur des Altbaus riecht es nach Mittagessen. Nolte wohnt seit eineinhalb Jahren mit seiner Frau Vera hier.
Steil nach oben soll es für Nolte und die Skyliners auch an diesem Samstag gehen. Das letzte Spiel der Hauptrunde steht an - und es geht um alles oder nichts. Bei den Bonn Baskets müssen die Skyliners gewinnen, sonst ist die Saison für sie beendet. Ein Sieg wäre gleichbedeutend mit einem Platz im Playoff. Sogar Rang sieben ist noch erreichbar, nämlich dann, wenn die Phantoms Braunschweig am Samstag in Berlin verlören. Immer vorausgesetzt, dass die Skyliners als Sieger aus Bonn zurückkehren. „So ist es mir auf jeden Fall lieber“, sagt Nolte. Keine Rechnerei mit direktem Vergleich oder Punktdifferenzen. „Der Sieg entscheidet.“
„So etwas nagt an einem“
Dass die Skyliners in dieser Saison überhaupt so weit gekommen sind, war zeitweise nicht unbedingt abzusehen gewesen. Es war im Dezember, als sie auf den 17. Rang, also einen Abstiegsplatz, rutschten. „So etwas nagt an einem“, sagt Nolte, „da fängt es im Kopf schon an zu rotieren.“ Um so motivierter geht Nolte jetzt in den Endspurt der Saison. Dass zwei weitere Spielzeiten für ihn in Frankfurt folgen werden, steht fest, seitdem der 2,06 Meter große Paderborner Ende des vergangenen Monats eine vorzeitige Vertragsverlängerung unterschrieben hat, mit der sich die Skyliners sein Mitwirken bis ins Jahr 2014 sicherten. „Ein spezieller Fall“ sei Marius Nolte, hat Skyliners-Sportdirektor Kamil Novak anlässlich der Vertragsverlängerung gesagt und dies ausschließlich positiv gemeint. Nolte, der 2009 aus Paderborn an den Main kam, ist Publikumsliebling, Kapitän, Gitarrenspieler, Kämpfer unter dem Korb und angenehmer Gesprächspartner.
Einen wie ihn hat man gerne um sich. Für Trainer Muli Katzurin ist er „ein positiv eingestellter Mensch, der immer hundert Prozent gibt“. Und für die Skyliners ist er vielleicht auch mit dem Blick in die Zukunft mehr als nur ein Basketballprofi. Vor drei Jahren hat Nolte - kurz vor seinem Wechsel nach Frankfurt - in Paderborn sein Studium als Betriebswirt mit dem Diplom abgeschlossen. Und natürlich macht er sich Gedanken über seine Zukunft und die Zeit nach der Basketballkarriere. „Ich brauche schon jetzt etwas, was meinen Kopf stimuliert“, sagt der 31 Jahre alte Center. In der Geschäftsstelle der Skyliners hat Nolte daher schon einige Aufgaben übernommen, hilft beim Marketing und stellt sein betriebswirtschaftliches Wissen ein wenig auf die Probe der Alltagstauglichkeit. Natürlich mit dem Blick nach vorne in eine Zukunft, von der er nicht weiß, ob Basketball in ihr noch eine große Rolle spielen wird.
Er gibt immer hundert Prozent
In Frankfurt ist Nolte, seitdem er 2009 hierherkam, sehr schnell heimisch geworden. Zunächst hatte er im Nordwestzentrum ein Appartement bewohnt - die Trainingshalle um die Ecke, Geschäfte und Restaurants in unmittelbarer Nähe. „Ideal für den Einstieg.“ Später, als seine Frau sich entschlossen hatte, nach Frankfurt zu kommen, fiel die Wahl auf Bockenheim, wo er sich auf Anhieb wohl fühlte. Von Zeit zu Zeit kämen auch Teamkollegen auf ein Bier in die Kneipe gegenüber, oder in eine Sportsbar, die er in wenigen Fußminuten erreichen kann, erzählt er.
Auch als Basketballspieler hat sich Nolte neu orientieren müssen. Nachdem Pascal Roller seine sportliche Karriere beendet hat, trägt nun der Center die Binde des Kapitäns. Eine neue Aufgabe, die ihm sehr viel Spaß bereite, sagt er. Auch als Spieler musste er sich umgewöhnen. Als Katzurin den Posten des Headcoaches in Frankfurt antrat, hatte Nolte ein langes Gespräch mit ihm. „Das war sehr wichtig. Er erklärte mir meine neue Rolle, die sich gar nicht an Einsatzzeiten orientiert.“ Nolte ist auf dem Feld das, was im Basketball als „back up“ bezeichnet wird. Ersatzspieler könnte man sagen - aber das ist ein schon fast despektierlich klingendes Wort. Nolte ist viel mehr, nicht nur weil er der Kapitän des Teams ist. Von ihm geht eine ungemeine Energie aus, unter dem Korb nähert er sich mit vollem Einsatz häufig der Schmerzgrenze. Nolte passt ins Spiel, wenn es in der Zone hoch hergeht, wenn kräftiges Zupacken angesagt ist.
Seinen Lehrmeister als Center trifft er an diesem Samstag in Bonn als Gegenspieler wieder. „Ich freue mich darauf, Chris Ensminger wieder zu sehen.“ Mit dem 38 Jahre alten Basketball-Urgestein hat Nolte bis 2009 in Paderborn zusammen gespielt. „Ich habe ungemein viel von ihm gelernt“, sagt Nolte. „Chris ist einer, der sich nie hat verbiegen lassen, ein netter Typ.“ Die Freundschaft wird am Samstag freilich für vierzig Minuten ruhen. „Ich werde versuchen, ihn in Schach zu halten“, erklärt Nolte. Gewinnen kann am Samstag nur einer von beiden. Denn für den Verlierer der Partie im Bonner „Dome“ ist die Saison nach dem Schlusspfiff zu Ende.