Im Gespräch: Michael zu Löwenstein : „CDU für konservative Muslime die richtige Partei“
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Realist: Michael zu Löwenstein hält die Hinwendung zu Migranten in einer Stadt wie Frankfurt für essentiell. Bild: Fricke, Helmut
Zuwanderer geraten immer stärker in den Blick der Politiker. Der CDU-Fraktionschef spricht über Chancen und Schwierigkeiten, die seine Partei bei diesem Thema hat, über Frankfurt als Schmelztiegel und die Willkommenskultur in Deutschland.
Die CDU hat vor der jüngsten Kommunalwahl Ezhar Cezairli und Albina Nazarenus-Vetter aufgestellt, um die Kontakte in die türkische beziehungsweise deutschrussische Community zu verbessern. Ist die Rechnung aufgegangen?
Wir haben die beiden Damen zunächst einmal aufgestellt, weil sie überzeugende Persönlichkeiten sind. Aber natürlich wollten wir uns dadurch auch breiter aufstellen, um die Wähler und die Stadtgesellschaft in unserer Fraktion angemessen zu repräsentieren. Weil beide mit guten Ergebnissen gewählt worden sind, hat sich unsere Überlegung bestätigt, dass beide mit ihrer speziellen Ausrichtung gut zu uns passen.
Inwieweit bereichern die beiden die Diskussion in der Fraktion?
Sie sind sehr wichtig. Als Quereinsteiger bringen sie frische Ideen rein. Frau Cezairli hat sehr gute Verbindungen in die türkische Community und ist ja auch Vorsitzende des deutsch-türkischen Clubs. Und der Verein, in dem sich Frau Nazarenus-Vetter sehr engagiert, leistet hervorragende Arbeit aus eigenem Antrieb: Hausaufgabenhilfe, Kinderbetreuung und vieles mehr. Das ist das Gegenteil von Subventionsmentalität. Sie hat in einer Rede in der Stadtverordnetenversammlung eindrucksvoll geschildert, dass man die deutsche Sprache lernen muss und einen großen Willen braucht, sich in diese Gesellschaft einzubringen. Und dass man es schaffen kann.
Sind solche Biographien besonders für die CDU wichtig, weil sie eine Verbindung schaffen zu einer Welt, die nach wie vor vielen Parteimitgliedern eher unbekannt ist?
Solche Biographien sind einfach unersetzlich. Aber das gilt für alle Parteien. Denn alle haben das Problem, dass sich immer weniger Menschen für die Kommunalpolitik interessieren. Das führt dazu, dass die Parteien generell weniger Kontakt zur Stadtgesellschaft haben. Verschärft gilt dieses Problem noch bei all jenen Menschen, die aus anderen Kulturen und Völkern hierherkommen. Die CDU hat aber in der Tat ein ganz spezielles Problem mit einer größeren Distanz vieler Migranten.
Wegen des „C“ im Namen?
Ja, aber auch wegen unserer politischen Haltung zur doppelten Staatsbürgerschaft. Das wird uns oft als feindselige Haltung ausgelegt. Wir müssen da Vorurteile abbauen. Wir, aber auch die anderen Parteien, haben noch längst nicht so viele Mitglieder mit Migrationshintergrund, wie wir sie nach der Bevölkerungsstruktur haben müssten.
Muss die CDU in der nächsten Wahl noch mehr gute Listenplätze für Kandidaten wie Cezairli und Nazarenus-Vetter bereitstellen?
Ich weiß nicht, ob sich das in Listenplätzen ausdrücken muss. Aber dass wir insgesamt viel stärker als bisher auf diesen Teil unserer Mitbürger zugehen müssen, ist klar.
Wie soll das konkret aussehen?
Wir müssen es schaffen, in Gespräche zu kommen. Politisch müssen wir den Schwerpunkt auf frühkindliche Bildung und Sprachförderung setzen. Wenn 70Prozent der unter Sechsjährigen in Frankfurt heute einen Migrationshintergrund haben, und wenn wir wissen, dass diese Kinder bei den Einschulungsuntersuchungen einen höheren Prozentsatz an Sprachproblemen zeigen, dann ist Sprachförderung schlechthin essentiell.