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Idee der Stadtkirche Langen : Kirche als Escape Room

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Nur die schlaue Köpfe kommen hier raus: Die Stadtkirche in Langen wird für einen Tag zum „Escape Room“. Bild: Cornelia Sick

In Langen geht eine Gemeinde neue Wege. Weil immer weniger Menschen in die Stadtkirche gehen, verwandelt sich diese heute in einen „Escape Room“.

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          Es ist nicht so einfach, die Leute überhaupt noch in die Kirchen zu bekommen. Die evangelische Kirche im Landkreis Offenbach will es trotzdem schaffen. Und wenn die Leute dann einmal die Kirchpforte passiert haben, sollen sie sogar darum kämpfen, um wieder aus der Kirche zu entkommen. Das klingt alles ein wenig verrückt. Ist es aber nicht. Vielmehr ist der Plan, die Stadtkirche in Langen heute von 11 bis 17 Uhr zu einem „Escape Room“ zu machen, eine recht charmante, kleine Idee.

          „Wir möchten Kirche anders erlebbar machen“, sagt Gemeindepädagogin Carolin Jendricke. Ihr war Ende vergangenen Jahres der kirchliche Escape Room eingefallen. Solche Spielformen gibt es seit Jahren, die meisten Betreiber sind kommerziell. Das Prinzip ist immer gleich: Die Betreiber sperren eine Gruppe in einen Raum, der nach einem bestimmten Motto gestaltet ist, zum Beispiel als Pyramide, Labor oder einsame Hütte. Die Gruppe bekommt dann eine bestimmtes Zeitkontingent, um sich aus dem Raum zu befreien, indem sie Rätsel löst. Oft läuft ein Countdown. Am Ende findet sie meist einen Schlüssel, oder es öffnet sich eine verborgene Tür. Wer will, kann von den Machern während des Spiels Tipps bekommen. Mittlerweile gibt es Escape Rooms auch als Gesellschaftsspiel unter dem Titel „Exit“.

          „Wir wollen niemanden missionieren“

          Ideen zu haben ist Jendrickes Job. Die Achtundzwanzigjährige hat im evangelischen Dekanat Dreieich eine von fünf Projektstellen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau inne, die sich mit „Innovativer Erwachsenenarbeit 55 plus“ befassen sollen. Zusammen mit einer ehrenamtlichen Helferin hat sie den Escape Room vorbereitet. „Wir wollen niemanden missionieren“, sagt sie. Aber wenn nach der Aktion mancher wieder einmal in die Kirche gehe, habe sie natürlich nichts dagegen.

          In den sechs Stunden heute erwartet Jendricke nacheinander fünf Gruppen mit jeweils bis zu sechs Teilnehmern. Deren Alter liegt zwischen zwölf und 60 Jahren. Zwei der Gruppen setzen sich aus Gemeindemitgliedern zusammen, die übrigen drei kommen von außerhalb. Freie Plätze gibt es nicht mehr. Als Spielort dient der vordere Teil der Langener Stadtkirche. Das hat den Vorteil, dass niemand an die Orgel und auf die Empore gelangen kann. In den Probedurchgängen stellte sich heraus, dass der Altar von den Rätselgruppen rasch zum Spieltisch umfunktioniert wurde.

          Thema des kirchlichen Escape Rooms sind die zehn Plagen des Alten Testaments. Es gilt, zehn Rätsel zu lösen. „Das Ganze ist so konzipiert, dass man es schaffen kann“, sagt Jendricke. Und falls doch jemand Hilfe braucht, ist sie im Raum, der auch nicht abgeschlossen wird. Trotzdem bekommen die Gruppen, falls sie alle Rätsel gelöst haben, am Ende einen symbolischen Schlüssel. Die Teilnehmer kostet der Escape Rooms nichts. „Wir sind aber froh über Spenden, damit wir unsere Materialkosten wieder hereinkriegen.“ Weil die Nachfrage so groß war, wird das Ganze nächstes Jahr wiederholt. In einer anderen Kirche.

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