Holi-Fest in Offenbach : Am Ende trifft es alle
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Aus weiß wird bunt: Am Ende des Holi-Festivals ist beinahe jeder Besucher ein Gesamtkunstwerk. Bild: Pepaj, Marina
Tanzen, gröhlen, feiern, sich mit Farbbeuteln bewerfen. Das aus Indien stammende Holi-Fest lockte heute Tausende an das Offenbacher Stadion.
Ein Jumbo-Jet der Lufthansa fliegt tief über die Arena am Bieberer Berg in Offenbach. Unten, hinter dem Sparda-Bank-Hessen-Stadion, feuert der Discjockey gerade der feiernden Menge an, fordert seine Zuhörer auf, in die Knie zu gehen. „Drei-Zwei-Eins“, grölt er ins Mikro. Die Menschen springen in die Höhe, strecken die Hände in die Luft. Bunte Farbwolken steigen auf, die Feiernden tanzen ekstatisch zu elektronischen Beats. Fast alle tragen weiße T-Shirts, einige schützen ihre Atemwege mit Gesichtsmasken. Mehrere tausend Menschen sind am Samstagnachmittag zum Holi-Festival gekommen, hören Musik, tanzen und bewerfen sich dabei mit Beuteln, die mit Farbpulver gefüllt sind.
Ein Holi-Festival ist zuallererst ein Fest der Jugend. Das weiß auch der ADAC für sich zu nutzen und wirbt mit einem Stand um neue Mitglieder. Jessica Schütz aus Hammersbach ist mit ihrer Schwester nach Offenbach gekommen. „Es sind die Farben und die Leute, die hier für eine coole Stimmung sorgen“, sagt sie. Ihr Gesicht ist bereits mit einer bunten Farbmischung bedeckt. Dagegen ist Milena Klein bisher von Farbe verschont geblieben. Die neunzehnjährige Auszubildende hat das Ticket für das Festival zum Geburtstag geschenkt bekommen. Sie ist zum ersten Mal dabei und findet die vielen bunten Farben beeindruckend. Noch bleibt sie aber den vor der sonnenbestrahlten Bühne Feiernden fern und betrachtet die Party lieber aus dem Schatten.
Kommerzveranstaltung mit geprüftem Farbpulver
Dass das Holi-Fest ursprünglich aus Indien stammt, weiß Klein nicht. Dort wird es zum Frühlingsbeginn gefeiert und gilt als Fest der Erneuerung und Reinigung. Bei der Feier wird das strikte Kastensystem ausnahmsweise aufgebrochen, sodass jeder jeden mit Farben bewerfen darf. Seit 2012 findet das Holi-Festival auch in Deutschland statt. Hier ist es eine Kommerzveranstaltung mit geprüftem Farbpulver. Fünf Beutel sind für zehn Euro zu haben. Eigene Wurfgeschosse mitbringen dürften sie nicht, erzählen die Feiernden.
In Offenbach ist nach zwei Stunden auch der einst graue Schotterboden mit bunten Farbflecken bedeckt. Die vielen weißen T-Shirts tragen längst blaue, grüne und pinkfarbene Muster. Wer kann, zückt sein Handy und fotografiert das Spektakel. Die Farbe macht vor keinem Halt. Wer sich den Trubel aus der Ferne anschaut, muss trotzdem in Kauf nehmen, von einem Beutel getroffen zu werden. Zwischendurch strömen Menschen zum Wasserspender, um sich die Farbe aus dem Gesicht zu waschen. Dann geht es zurück in die tobende Menge. Immer mehr Menschen strömen am Nachmittag zum Stadion. Die Party ist noch längst nicht zu Ende, bis 22 Uhr soll es weitergehen.
Es sind aber nicht nur Schüler und Studenten zum Feiern nach Offenbach gekommen sind. Billy Gaj ist 39 und wohnt in Frankfurt. Es ist schon ihr drittes Holi–Festival, erzählt sie. Sie komme vor allem wegen der elektronischen Musik, sagt sie und nippt an ihrem Cocktail. Zudem schätze sie die ausgelassene Atmosphäre: „Die Leute feiern das Leben und haben Spaß.“