„Ich war begeisterter Jungscharführer“
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Vom Hitler-Verehrer zum Demokraten: Hilmar Hoffmann nach seiner „Läuterung vom Faschismus“ Bild: Privat
Frankfurts früherer Kulturdezernent Hilmar Hoffmann hat ein Buch über die Verführungskunst der Nazi-Propaganda geschrieben. Eines ihrer Opfer war er in jungen Jahren selbst.
Mit seiner einstigen Intimfeindin Leni Riefenstahl hat sich Hilmar Hoffmann versöhnt. Oder vielmehr: Die Regisseurin, die Hitler und die nationalsozialistische Bewegung in ihren berühmt-berüchtigten Filmen „Der Sieg des Glaubens“, „Triumph des Willens“ und „Tag der Freiheit! – unsere Wehrmacht“ gefeiert hatte, schloss Frieden mit dem früheren Frankfurter Kulturdezernenten, der in seinen beiden Büchern über die NS-Filme auch mit dem Werk Riefenstahls scharf abgerechnet hatte.
Zur Versöhnung ist es, wie Hoffmann erzählt, folgendermaßen gekommen: Der mittlerweile verstorbene große deutsche Filmproduzent Luggi Waldleitner hatte seinen Freund Hoffmann zu einem Essen nach München eingeladen. Erst dort bemerkte Hoffmann, dass auch Riefenstahl an der Tafel sitzen sollte – und zwar ihm gegenüber. Daraufhin bat der pikierte Hoffmann den Gastgeber, ihn doch bitte an einen Nebentisch zu plazieren, was auch geschah. Während des Essens stand Riefenstahl auf, ging an Hoffmanns Tisch und fragte: „Sind Sie Hilmar Hoffmann?“ Der bejahte dies mit einem Handkuss. Darauf sagte Riefenstahl zu ihm: „Sie sind mein Intimfeind.“
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