
Vorschlag der FDP : Warum eigentlich kein privates ZDF?
- -Aktualisiert am
Teures ZDF: Die Hessen-FDP fordert Reformen auf dem Mainzer Lerchenberg. Bild: Picture-Alliance
Die hessische FDP fordert die Privatisierung des ZDF. So aussichtslos das Unterfangen der Oppositionspartei ist, so berechtigt ist die Forderung, über Reformen nachzudenken.
Von der FDP in Hessen hat man schon einmal mehr gehört. Insofern ließe sich der Vorschlag der Oppositionspartei, das ZDF solle privatisiert werden, als Spinnerei abtun, die allein dem Ziel dient, einmal wieder Aufmerksamkeit zu erheischen. Andere Gegenargumente ließen sich auch finden, schließlich machen viele Journalisten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gute Arbeit – mit Schaum vor dem Mund sollte man ihnen angesichts viel zu erregter Debatten in diesem eigenartigen Corona-Jahr nicht begegnen. Auch ist es richtig, dass das ZDF in den vergangenen Jahren erhebliche Sparanstrengungen unternommen hat, die bei den einzelnen Redakteuren durchaus Spuren hinterlassen. Je jünger sie sind, desto stärker.
Und doch sollte man den Vorschlag der FDP in Wiesbaden nicht einfach zur Seite legen, sondern ernsthaft darüber diskutieren. Natürlich würde bei einer Privatisierung des ZDF der Gebührenzahler erheblich entlastet. Denn, allen Bemühungen zum Trotz: Das Budget ist immer noch gewaltig. Wer einmal versucht hat, einen Kollegen aus einer solchen Anstalt für eine privat finanzierte Tageszeitung abzuwerben, erlebt sein blaues Wunder. Wer sich allein auf den Tarifvertrag für Redakteure an Tageszeitungen stützen will, wird nie zu einem Abwerbe-Erfolg kommen. Die Gehaltsunterschiede, die es zu überbrücken gilt, sind erheblich. Warum das so sein muss, erschließt sich nicht.
Wettbewerbsfähigkeit beweisen
Hinzu kommt, dass niemand wirklich bestreiten kann, dass hier ein Parallelangebot zur ARD produziert wird. Eine andere politische Perspektive auf die Dinge entsteht dadurch allzu häufig nicht. Zudem stellt sich die Frage, warum das Angebot von ARD und ZDF überhaupt so breit sein muss – die Antwort darauf muss, das sei zugegeben, stärker von den ARD-Sendeanstalten kommen als aus Mainz vom ZDF. Aber hier könnte ein privates ZDF ja einmal richtig zeigen, wie man sich wettbewerbsfähig aufstellt. Fragwürdig ist auch manches Internetangebot der Sender, das die Grenzen der Möglichkeiten im Wettbewerb mit der privaten Medienkonkurrenz bis an den Anschlag ausnutzt – und manchmal darüber hinaus.
Die FDP hat auch damit recht, dass die Aufsichtsgremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks reformiert werden müssten, um allein den Anschein einer politischen Einflussnahme zu vermeiden – ein Schelm, wer beim Betrachten der Namen auf den einen oder anderen Gedanken kommt, dass im Hier und Jetzt vielleicht nicht immer alles koscher zugeht.
Der Vorschlag der FDP hat, das ist klar, wenig Chancen verwirklicht zu werden. Helfen würde er aber allen: Das ZDF könnte sich als klare private Alternative zur ARD positionieren; natürlich mit demselben hohen journalistischen Qualitätsanspruch, aber schärfer in der Abgrenzung. Und die ARD hätte einen Herausforderer, der das Geschäft beleben könnte.