Bahnpersonal bedroht : Hessenticket-Betrüger werden immer aggressiver
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Betrug mit dem Hessenticket: Kriminelle gehen nach Angaben der Deutschen Bahn immer skrupelloser vor (Symbolbild). Bild: dpa
Das Hessenticket ermöglicht fünf Reisenden mit Bus und Bahn günstig durchs Land zu kommen. Doch Betrüger nutzen die Fahrkarte seit Jahren, um Geld zu machen. Sie werden dem Bahnpersonal gegenüber immer aggressiver.
Kriminelle gehen beim Betrug mit dem Hessenticket immer skrupelloser vor. „Wir beobachten seit Anfang des Jahres zunehmend aggressives Verhalten bei den Schleppern, die mit dem Hessenticket betrügen“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Laut Bundespolizei setzen die Täter Mitreisende unter Druck und bedrohen Bahnpersonal. Hinter den Betrugsfällen steckten sowohl Einzeltäter, als auch organisierte Strukturen. Besonders betroffen sei die Strecke Kassel-Frankfurt.
Das Hessenticket ermöglicht bis zu fünf Personen einen Tag lang für 36 Euro den Nahverkehr zu nutzen. Die Reisenden müssen namentlich auf dem Fahrschein notiert werden. Doch Kriminelle machen dies nicht oder verwenden wieder entfernbare Beschriftung. Sie sprechen an Bahnhöfen Reisende an und bieten gegen einen geringeren Betrag als den regulären Fahrpreis an, sie per Hessenticket mitzunehmen.
Wer sich darauf einlasse, mache sich des Betrugs strafbar, erklärt Klaus Arend, Sprecher der Bundespolizei in Kassel. Zudem kann man am Ende auch selbst über den Tisch gezogen werden. „Wir haben Fälle, da sind die Leute unterwegs ausgestiegen und die Reisenden waren allein in prekärer Situation ohne Fahrkarte.“
Bedrohungen und Beleidigung
Werden Betrüger erwischt, reagierten sie aggressiv gegenüber dem Bahnpersonal. Mitarbeiter würden eingeschüchtert durch Androhung von Gewalt und Sprüche wie „Ich weiß, wo du wohnst.“ Gewalttätige Übergriffe mit Waffen habe es im Zusammenhang mit Hessenticket-Betrug bisher nicht gegeben. Angriffe, Bedrohungen und Beleidigung von Zugbegleitern bei Fahrkartenkontrollen seien aber keine Ausnahme.
Auch die Verkehrsverbünde RMV im Rhein-Main-Gebiet und NVV in Nordhessen kennen das Problem. Sie verweisen auf die seit Januar 2018 geltende Pflicht, fälschungssicher die Vor- und Nachnamen aller Reisenden einzutragen. „Die Regelung ist eindeutig und nach unserer Überzeugung entscheidend für die Verhinderung von Missbrauch“, erklärte RMV-Sprecher Maximilian Meyer. Die Wirkung ist aber offenbar begrenzt: Das Problem habe in den vergangenen zwei Jahren etwas zugenommen, „aber nicht extrem“, sagt Bundespolizeisprecher Arend.
Allerdings hätten die Ermittler Wissen über die Täter gesammelt. „Wir kennen einiger dieser Hauptakteure namentlich“, sagt er. Diese hätten Hausverbote an Bahnhöfen. Man arbeite eng mit Polizei und den Verkehrsverbünden zusammen, erklärte die Bahn: „Es wurde für eine verstärkte Bestreifung der Züge und Bahnsteige sowohl durch unsere eigenen Sicherheitskräfte als auch durch die Bundespolizei gesorgt.“ Zudem werden das Bahnpersonal geschult und durch regelmäßig Deeskalationstrainings unterstützt. Um den Betrügern die Geschäftsgrundlage zu entziehen, setze man auch auf eine gezielte Information der Fahrgäste.