Mainz und Wiesbaden : Pläne für „City-Bahn“ kommen voran
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Monopol: Noch fahren in Wiesbaden nur Busse, in einigen Jahren aber könnte eine Straßenbahnverbindung dazukommen. Bild: Cornelia Sick
Der Bund und das Land reden über einen hohen Zuschuss für eine Schienenverbindung zwischen Mainz und Wiesbaden. Das Konzept unterscheidet sich von früheren Anläufen.
Die Planung einer sogenannten City-Bahn für Wiesbaden kommt rasch voran. Sogar die Frage der Finanzierung scheint jedenfalls zum größten Teil geklärt zu sein. In Gesprächen mit dem Bundesverkehrsministerium stimme man sich im Hinblick auf einen entsprechenden Antrag des Landes ab, teilte ein Sprecher des hessischen Wirtschaftsministeriums dieser Zeitung mit.
Das Vorhaben der Stadt betrachte man „mit Wohlwollen“. Ein hoher Bundeszuschuss gilt als die unerlässliche Voraussetzung für die Realisierung solcher Großprojekte. Die Idee stammt von Hermann Zemlin, einem der beiden Geschäftsführer der Wiesbadener Verkehrsgesellschaft Eswe. Er hoffe, schon bald mit den konkreten Planungen beginnen zu können, sagte er auf Anfrage. Dann könne der Bau spätestens im Jahr 2019 beginnen.
Mehrheit der Fraktionen spricht sich für die Verbindung aus
Das Vorhaben ist in allen Rathausfraktionen mit Ausnahme der FDP prinzipiell auf Zustimmung gestoßen (F.A.Z. vom 24. September). Indem die Befürworter des Projekts von einer „City-Bahn“ für das westliche Rhein-Main-Gebiet reden, grenzen sie es von der in Wiesbaden schon zweimal gescheiterten „Stadtbahn“ ab. Zum ersten Mal hatte sich eine Mehrheit der Fraktionen vor mehr als 15 Jahren für einen schienengebundenen Nahverkehr ausgesprochen. Die FDP sprach sich im Kommunalwahlkampf jedoch entschieden dagegen aus und erzielte ein so gutes Ergebnis, dass die damalige rot-grüne Koalition ihre Mehrheit verlor und das Projekt scheiterte.
Den zweiten Versuch unternahm die Stadtentwicklungsdezernentin Sigrid Möricke (SPD) vor etwa fünf Jahren. Sie hatte eine breite Mehrheit der Stadtverordneten hinter sich, agierte allerdings nicht sehr geschickt. Außerdem saß damals in Person des damaligen hessischen Wirtschaftsministers Florian Rentsch (FDP) ein entschiedener Gegner des Projekts in einer politischen Schlüsselposition. Der heutige Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir gehört den Grünen an.
Das aktuelle Konzept trägt nicht nur einen neuen Namen, es unterscheidet sich tatsächlich von den früheren Anläufen. So war vor fünf Jahren als „Einstieg“ eine elf Kilometer lange Strecke geplant, die vom äußersten Westen der Stadt am Hauptbahnhof vorbei bis zur Mainzer Straße führen sollte.
Stadt und Land hoffen auf hohen Zuschuss des Bundes
Die jetzt vorgesehene Bahn soll an das in Mainz vorhandene Schienensystem anknüpfen und dieselbe Spurbreite von einem Meter aufweisen. Die Mainzer Verkehrsgesellschaft könnte die Fahrzeuge in ihrem Betriebshof warten und mit ihren Mitarbeitern auch den Fahrbetrieb übernehmen. Dadurch würden große Summen eingespart. Denn man könnte sich auf die Errichtung des Schienennetzes und den Kauf der Fahrzeuge beschränken.
Allerdings entstünden immer noch Kosten in Höhe von 200 Millionen Euro. Die Strecke würde zunächst am Mainzer Hauptbahnhof beginnen und über die Theodor-Heuss-Brücke, Amöneburg und Kastel bis zum Wiesbadener Hauptbahnhof reichen.
In weiteren Stufen könnten auf der Mainzer Seite die Universität und das Fußballstadion eingebunden werden. In Wiesbaden ist an Strecken in Richtung Rheingau und Bierstadt gedacht. Sowohl die Aartal- als auch die Ländchesbahn würden genutzt.
Dass Stadt und Land auf einen hohen Zuschuss des Bundes hoffen, liegt an zwei nordrhein-westfälischen Städten. Der Bund hatte für Straßenbahnen in Aachen und Bielefeld nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz Millionensummen bewilligt. Doch in beiden Städten fielen die Projekte Bürgerentscheiden zum Opfer. Die nicht abgerufenen Bundesmittel könnten nun Wiesbaden zugutekommen.