Kommentar zu Tätowierungen : Bemalte Polizisten
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Schaden sie dem Ansehen der Polizei? Ein Drittel aller jungen Leute trage Tätowierungen, meinen Experten. Bild: AP
Jeder dritte junge Mensch trägt heutzutage Tattoos. Für Polizisten sind sie immer noch tabu. Doch schaden Tattoos wirklich dem Ansehen der Polizei? Es kommt darauf an.
Angelina Jolies schöner Rücken wird vom Bildnis eines Bengalischen Tigers geziert. Victoria Beckham behauptet auf ihrem Rückgrat, sie gehöre ihrem Geliebten und ihr Geliebter gehöre ihr. Justin Bieber ähnelt trotz seiner jungen Jahre einer Litfaßsäule auf zwei Beinen, und der Fußballer Marco Reus hat sich - wahrscheinlich, damit er sich selbst rechtzeitig gratulieren kann - sein Geburtsdatum auf den linken Unterarm stechen lassen.
Und da soll eine arme angehende Polizistin sich kein Zitat auf den Arm tätowieren lassen dürfen? Zumal nur wenige Schwerverbrecher, die einst vielleicht von der Dame festgenommen werden, verstehen dürften, was „S’il te plaît apprivoise-moi“ heißt.
Ja, das ist ein gutes Partythema: Schaden Tattoos dem Ansehen der Polizei? Macht jede sichtbare Tätowierung, wie die Bundespolizei argumentiert, einen Polizisten anfechtbar? Kommt darauf an, wird man wahrscheinlich sagen müssen. Ältere Herrschaften, die mit der Vorstellung aufgewachsen sind, tätowiert seien allenfalls Seeleute und Knastbrüder, werden sich ungern von einem Polizisten etwas sagen lassen, der im kurzärmeligen Diensthemd mit zwei bläulichen Fantasy-Monstern auf den Unterarmen vor ihnen steht. Oder bei dem - besonders fies - martialische Symbole über dem Hemdkragen zu sehen sind.
Umgekehrt: Waren die leitenden Bundespolizeioberräte einmal im Freibad? Haben sie einmal Übertragungen der laufenden Fußballweltmeisterschaft samt Trikotwechsel angeschaut?
Ein Drittel der jungen Leute heute seien tätowiert, behaupten die Experten. In Offenbach sind es dem Anschein nach noch ein paar mehr. Und vielleicht schadet es in Orten wie Offenbach dem Ansehen der Polizei überhaupt nicht, wenn ein tätowierter Polizist einem tätowierten Jugendlichen gegenübersteht. Vielleicht weckt das sogar Vertrauen, suggeriert Gemeinsamkeit, senkt die Aggressionsbereitschaft.
Die Lösung gibt die Schauspielerin Scarlett Johansson vor. Die hat auch ein Tattoo. Aber hell und ganz klein. Total süß. Helle, kleine Tattoos machen auch Polizisten nicht anfechtbar.