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Hessischer Denkmalschutzpreis : Großer Einsatz für Denkmäler in ganz Hessen

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Für die Gesellschaft: Vom Denkmalschutz haben alle etwas.

Für die Gesellschaft: Vom Denkmalschutz haben alle etwas. Bild: ZB

Acht Initiativen und Privatleute haben am Montag den Hessischen Denkmalschutzpreis 2010 bekommen. Er wurde bereits zum 25. Mal verliehen.

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          Wer diese Bilder sieht, ahnt, wie viel Arbeit darin steckt, aus historischen, aber gefährdeten Anwesen mehr als ansehnliche Bauten zu machen: Bilder, die Gerd Weiß, Präsident des hessischen Landesamts für Denkmalpflege, am Montag in der Rotunde des Biebricher Schlosses zeigte. Zum Beispiel jene eines Stadthauses im südhessischen Hirschhorn. Das Gebäude stand lange leer, die über einen Felshang eindringende Feuchtigkeit hatte ihm zugesetzt. Weiß sprach von einem „drohenden Verlust für das historische Stadtbild“. 2004 erwarb Familie Stojetz das Haus, das einen fast ganz erhaltenen Baubestand vom frühen 18. bis zum frühen 19. Jahrhundert aufweist, und rettete es vor dem Verfall.

          Diese Familie war einer von acht Preisträgern, die im Biebricher Schloss, dem Sitz des Denkmalamts, mit dem diesjährigen Hessischen Denkmalpreis geehrt wurden. Vier Preisträger einschließlich der Familie Stojetz bekamen Anerkennungsurkunden. Vier weiteren wurde außerdem ein Preisgeld von insgesamt 15000 Euro gezahlt. Verliehen wurde der Preis von Wissenschafts- und Kunstministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU), Weiß und Heinz-Georg Sundermann, dem Geschäftsführer von Lotto Hessen. Die Lotteriegesellschaft stiftet seit 25 Jahren das Preisgeld und hat den Denkmalschutz bis heute mit 65 Millionen Euro unterstützt.

          Steinscheune aus dem Jahr 1768 als Wohnhaus

          5000 Euro und damit den höchsten Betrag bekam der Kulturkreis Sachsenberg für die Sanierung eines Fachwerkhauses im Zentrum des im Landkreis Waldeck-Frankenberg gelegenen Ortes. Auch dieses Haus aus der Zeit um 1700 hatte längere Zeit leer gestanden, bis es der Kulturkreis im Jahr 2004 erwarb. Nun fungiert das Gebäude als Kulturzentrum. Weiß hob unter anderem den großen Einsatz Ehrenamtlicher bei der Wiederherrichtung des Gebäudes hervor: „Das ist ein gutes Beispiel für Bürgersinn.“

          Je 3500 Euro gingen an zwei Frauen, die eine Hofanlage in Hünfelden-Nauheim, Landkreis Limburg-Weilburg, saniert haben, und an eine Familie, die eine Hofanlage im nordhessischen Wolfhagen wiederherrichtete und dabei eine Steinscheune aus dem Jahr 1768 als Wohnhaus für sich ausbaute. Mit einem Preisgeld in Höhe von 3000 Euro wurden Walter und Gerhild Seibert geehrt. Sie haben ihr im Jahr 1956 errichtetes Wohnhaus in Wetzlar saniert. Weiß würdigte dieses Engagement: Den Eigentümern sei es gelungen, „den unverstellten Eindruck von der gehobenen Wohnkultur der Wiederaufbauzeit nach den Vorstellungen der Moderne zu bewahren“. Auch die jüngere Vergangenheit habe ihre Baudenkmäler, und das Haus Seibert gehöre zu jenen Objekten, die als Zeitzeugen zu erhalten seien.

          Die Schönheit des Bahnhofsviertels

          Nicht mit einem Preisgeld bedachte Urkunden gingen außer an die Familie Stojetz aus Hirschhorn an zwei Schwestern aus Heigenbrücken, die sich in Frankfurt engagierten, die Stadtwerke Eschwege und die Stadt Geisenheim.

          Die Schwestern Astrid Kempf-Rother und Monika Rendel haben die Fassade des im Jahr 1904 erbauten Hauses ihrer Urgroßeltern im Frankfurter Bahnhofsviertel saniert und die Ladenzone wiederhergestellt. Ursprünglich befand sich im Erdgeschoss ein Café mit Bäckerei und Konditorei, 1966 wurde dort jedoch ein Nachtlokal eingerichtet. 2007 ließen die Schwestern die Fassade und die Ladenfront renovieren. „Damit erinnern sie an die ursprüngliche Attraktivität und Schönheit des Bahnhofsviertels“, sagte Weiß.

          „Etwas für die Gesellschaft tun“

          Die Stadtwerke Eschwege ließen ihr ehemaliges Elektrizitätswerk sanieren, so dass es kulturell genutzt werden kann. Die Stadt Geisenheim richtete das Bachelinhaus, ein Weinbauernhaus, wieder her. In der ehemaligen Kelterhalle ist heute das Bürgerbüro untergebracht (siehe auch F.A.Z. vom 25. Juni). Weiß zufolge ist das Gebäude „eines der wertvollsten Bürgerhäuser des Rheingaus“.

          Kühne-Hörmann bezeichnete den vielfältigen Einsatz von privaten Initiativen als beispielhaft. „Ohne sie wäre Denkmalschutz nicht vorstellbar.“ Auch Sundermann würdigte das Engagement der Preisträger, die bei der Sanierung von Objekten bei aller Arbeit sicherlich selbst Freude empfänden, aber auch „etwas für die Gesellschaft tun“. Gemeinsam mit den diesjährigen Preisträgern sei die Auszeichnung in den vergangen 25 Jahren 175 Mal verliehen worden. Entscheidend bei der Auswahl der Preisträger aus jährlich rund 40 Vorschlägen sei, ob ein Objekt quasi in letzter Minute gerettet werde und in welcher Weise es „kreative Ideen“ zur Nutzung der Denkmäler gebe, sagte Weiß. „Denkmalschutz ist kein Selbstzweck.“

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