AfD-Chef in Hessen gestürzt : „Nur noch Lügen und Hetze“
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Die internen Auseinandersetzungen der hessischen AfD nehmen kein Ende Bild: dpa
Die Alternative für Deutschland (AfD) kommt in Hessen nicht zur Ruhe: Auf einem turbulenten Parteitag ist der Landeschef abgesetzt und eine neue Führungsspitze gewählt worden. Auch der eigens angereiste Bundesvorsitzende Lucke kritisiert die Intrigen in seiner Partei.
Die hessischen Mitglieder der „Alternative für Deutschland“ (AfD) haben am Samstag den Vorsitzenden des Kreisverbandes Hochtaunuskreis, Peter Münch, zu ihrem neuen Landesvorsitzenden gewählt. Zuvor war der bisherige Landesvorsitzende Gunther Nickel abgesetzt worden. Nach der Abstimmung über einen entsprechenden Abwahlantrag, bei der Nickel mit 199 zu 184 Stimmen das Misstrauen ausgesprochen wurde, verkündete dieser seinen Rücktritt.
Als weitere gleichberechtige Landeschefs wurden Konrad Adam, der auch mit an der Spitze der Bundespartei steht, und die Kreisvorsitzende in Fulda, Susanne Gruber, gewählt. Der frühere hessische Landesvorsitzende Albrecht Glaser hingegen unterlag bei der Stichwahl.
Der Parteitag war zuvor turbulent verlaufen. Mehrere Redner kritisierten die Häufigkeit von Intrigen und Verleumdungen im Landesverband. Nickel gab in seiner Rede einem Parteimitglied recht, der das Diskussionsforum der Partei in dem sozialen Netzwerk Facebook mit einem „mittelalterlichen Pranger“ verglichen hatte. Das Forum werde „zeitweise nur noch für Lügen und Hetze und zur Stimmungsmache und zur Spaltung der Partei genutzt“, zitierte Nickel aus einer E-Mail des Mitglieds.
Auch der AfD-Bundesvorsitzende Bernd Lucke, der in Erwartung von Querelen eigens zu dem Parteitag angereist war, kritisierte die Intrigen in der Partei. Viele einfache Mitglieder machten sich keine Vorstellung, wie viele mit Vorwürfen gespickten E-Mails die Funktionsträger täglich erreichten. Besonders kritisierte Lucke, dass es im hessischen Landesverband „bestimmte Kreise“ gebe, die „chronisch unzufrieden mit der Arbeit des Bundesvorstands seien, dies aber nicht offen sagten.
Namentlich nannte Lucke den früheren Landesvorsitzenden Glaser als „spiritus rector“ dieser Bewegung. „Was werfen Sie mir eigentlich vor?“, rief Lucke in Richtung von Glaser. Dieser trat an das Mikrophon und warf Lucke vor, ihn als Kandidaten diskreditieren zu wollen. Das sei „unerhört“ – „was Sie hier erlebt haben, ist das, was Herr Lucke vorher beklagt hat“. Lucke wolle erreichen, dass Mittel aus der staatlichen Parteifinanzierung allein vom Bundesvorstand verteilt würden. Das sei einer demokratischen Partei nicht würdig, sagte Glaser.