Birkhuhn ausgestorben : Zwergsumpfhuhn in Hessen zurück
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Trotz vieler Ansiedlungsversuche in der Rhön nicht wieder heimisch geworden: Birkhuhn, in Hessen ausgestorben Bild: dpa
Die „Big Five“ sind gerettet, und ein Winzling ist zurück. Aber vielen anderen Vogelarten geht es in Hessen schlecht. Das Birkhuhn ist ausgestorben.
Gute und schlechte Nachrichten aus der hessischen Vogelwelt: Das Birkhuhn ist verschwunden, andere Arten vermehren sich wieder. Im Großen und Ganzen sei die Lage der meisten Vogelarten in Hessen unverändert schlecht, sagt Matthias Werner von der staatlichen Vogelschutzwarte in Frankfurt. Nur jede vierte der 195 bewerteten Arten - genau sind es 25,7 Prozent - gelte als ungefährdet. Landesweit habe sich die Situation in den vergangenen sechs Jahren nicht verbessert.
Besonders betroffen seien die Wiesenbrüter: „Der Kiebitz ist am Verschwinden.“ Die Turteltaube, die 2008 noch auf der Vorwarnliste stand, werde nun unter „stark gefährdet“ eingestuft. Die Zahl der Braunkehlchen und Wiesenpieper sei im freien Fall.
Rhön idealer Lebensraum - eigentlich
Trotz aller Bemühungen ist es nicht gelungen, das Birkhuhn in Hessen zu halten. Der aktuelle Bericht der Vogelschutzwarte „Zum Erhaltungszustand der Brutvogelarten Hessens“ führt es unter den ausgestorbenen Arten auf. Versuche, die Vögel in der hessischen Rhön auszuwildern, scheiterten. Dabei sei die Rhön eigentlich ein idealer Lebensraum für den Vogel aus der Hühnerfamilie, sagt Berthold Langenhorst vom Naturschutzbund Nabu Hessen. Freies Gelände, magere Wiesen, Höhenlage - alles stimme. „Wenn es einen geeigneten Platz in Hessen gibt, dann dort.“ Aber offenbar war es nicht einsam genug, denn anders als beispielsweise Biber vertragen die Vögel überhaupt keine Störungen.
Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts kam das Birkhuhn nach Angaben des Nabu in den meisten hessischen Mittelgebirgen vor. Ende der sechziger Jahre seien in der Rhön im Dreiländereck Hessen/Bayern/Thüringen noch 300 Birkhähne gezählt worden.
Aber es gibt auch Erfolgsmeldungen: Mehr als 100 Jahre nach seinem Verschwinden brütet das Zwergsumpfhuhn wieder in Hessen. Sensationell findet Werner die Rückkehr des kleinen, unscheinbar bräunlich gefärbten Vogels mit rot umränderten Augen und grünem Schnabel. Nun brüte er wieder in der Wetterau und im Ried, genau dort, wo die letzten gelebt hatten. Woher die Vögel kommen, ist nicht bekannt. Zwergsumpfhühner seien extrem selten, berichtet Werner. In ganz Mitteleuropa werde ihr Bestand auf 10 bis 60 Paare geschätzt.
Regelmäßige Bruten in Hessen
Die unter Vogelexperten „Big Five“ (die Großen Fünf) genannten Kolkraben, Schwarzstörche, Wanderfalken, Kormorane und Graureiher sind aus Sicht der Artenschützer gerettet. Alle brüten wieder regelmäßig in Hessen. Für Werner eine Folge des strengen Schutzes. Auch der Uhu hat sich wieder so weit verbreitet, dass er die Liste der gefährdeten Arten verlassen konnte. Sogar mitten in Städten wurden unlängst Uhus gesichtet. Ob die größten heimischen Eulen auch dort brüten wie Wanderfalken schon seit Jahren, ist aber noch nicht nachgewiesen.
Hauptgrund für die Rückkehr der großen Vögel ist aus Sicht der Experten das Ende ihrer Verfolgung. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert wurden Greifvögel als vermeintliche Jagdkonkurrenten oder Fischräuber getötet - an manchen Jäger-Stammtischen wurden sie „Luftwaffe“ genannt.