Hanau : Auf 60 Kilometern zu den Naturschätzen der Stadt
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Herzstück im Grünen Ring: das Naturschutzgebiet Schifflache. Bild: Wohlfahrt, Rainer
Hanaus Grüner Ring ist fertig. Er führt durch Wälder, zu Wiesen, Sümpfen, Sanddünen und Steinbrüchen. In dem Projekt steckt vor allem Engagement.
Wie eine kleine Kopie der Everglades erscheint die Schifflache zwischen Hanau-Großauheim und Großkrotzenburg. Der naturnahe Erlenbruch, die Bäume im sumpfigen Wasser und die umliegenden Feuchtwiesen auf einem verlandeten Altarm muten an, als seien sie direkt dem Naturpark in Florida entsprungen. Gefährliche Tiere wie Schlangen, Giftspinnen oder Alligatoren brauchen die Spaziergänger und Radfahrer, die hier Erholung suchen, aber nicht zu fürchten. Dafür treffen sie mit etwas Glück zur richtigen Jahreszeit auf ein Storchenpaar, das hier seit einigen Jahren seine Jungen aufzieht. Auch vielen anderen selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten bietet das geschützte FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) idealen Lebensraum.

Korrespondentin der Rhein-Main-Zeitung für den Main-Kinzig-Kreis.
Hierher radelt auch Gabriele Schaar-von-Römer, Leiterin des Hanauer Umweltzentrums, wenn sie sich einmal in der Natur entspannen möchte. Vor zehn Jahren begann sie ihre Arbeit im Umweltzentrum und war, wie sie sagt, erstaunt über die Vielfalt und Fülle der Natur rund um Hanau. Damals kam ihr der Gedanke, diese Grün- und Naturschutzflächen als einen zusammenhängenden Ring bekannt zu machen, als ein grünes Bett, in das die Industriestadt Hanau eingebettet mitten im Rhein-Main-Gebiet liegt. Die Idee, die Naturschutzprojekte der Stadt miteinander zu vernetzen und einen zusammenhängenden Rundweg für Wanderer, Jogger und Radfahrer auszuweisen, reifte damals auch in der Stadtverwaltung.
Erster Abschnitt schon vor einem Jahr eröffnet
Als dann auch noch die Jury des Wettbewerbs Entente Florale 2010 zu mehr Öffentlichkeit für die Naturschätze der Stadt riet und die Stadtverordneten als Reaktion darauf das Anlegen eines Rundwegs beschlossen, war das Projekt des „Hanauer Grünen Rings“ endgültig auf den Weg gebracht. In diesen Tagen ist er nun endgültig geschlossen worden. Mit Investitionskosten von rund 6000 Euro für Hinweisschilder und einen Flyer hat seine Verwirklichung nicht viel Geld gekostet, aber eine Menge Arbeit und Engagement der Beteiligten im Umweltzentrum, in der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt und der Fachstelle Sport. Über viele Monate wurden die möglichen Strecken erforscht, Routen zusammengestellt, die Besonderheiten der Areale zusammengetragen und Absprachen mit den Nachbarkommunen getroffen, denn der Grüne Ring bezieht auch Gebiete auf deren Gelände ein. Dazu zählen beispielsweise die Mühlheimer Steinbrüche, der Woog von Hainstadt und die Auen von Erlensee.
Der erste Ringabschnitt, die südmainische Route von Mühlheim bis Klein-Auheim, wurde vor einem Jahr eröffnet. Mit der Fertigstellung des nördlichen Abschnitts ist er nun fertig gestellt. Die Strecke summiert sich mittlerweile auf 60 Kilometer und durchzieht oder berührt 16 Naturschutzgebiete. Neue Wege wurden für den Ring nicht angelegt. Genutzt für den lückenlosen Kurs werden die vorhandenen und begehbaren öffentlichen Wege, auf denen mehr als 500 Wege-Schilder den Freunden der Natur die Route bezeichnen.
Ausblick zur Belohnung
Die Strecken sind mit dem Fahrrad gut zu bewältigen, allerdings handelt es sich oft nicht um spezielle Radwege. Auf geschotterte oder unbefestigte Abschnitte müssen sich die Radler gelegentlich einstellen. Dafür gibt es kaum Steigungen. Etwas fester in die Pedale treten muss man laut Schaar-von-Römer nur auf der Strecke zum Hirzwald von Mittelbuchen. Zur Belohnung gebe es dort einen wunderschönen Ausblick, denn hier liege den Besuchern die Stadt Hanau zu Füßen.
Eigene Ring-Informationstafeln sind an den einzelnen Arealen nicht aufgestellt. Diese sind meist schon längst vom Regierungspräsidium mit ausführlich beschrifteten Schildern ausgestattet. Eine große Landkarte mit eingezeichneten Routen, einen Verkehrslinienplan, Beschreibungen aller Naturschutzareale mit Hinweisen auf Fauna und Flora sowie gastronomische Tipps zum Einkehren enthält aber ein neuer, kostenloser Flyer, der in öffentlichen Einrichtungen der Stadt und der Nachbarkommunen sowie den Gaststätten an der Wegstrecke ausliegt.
Tiere und Pflanzen sollen sich ungestört entwickeln können
Abgeschlossen ist das Projekt allerdings noch nicht. Derzeit arbeitet das Umweltzentrum an der Ausweitung seines Führungsprogramms. Begleitet werden sollen die Naturfreunde aus Hanau und dem Rhein-Main-Gebiet zunächst regelmäßig zur Schifflache sowie zum ehemaligen Truppenübungsplatz Campo Pond, wo die Przewalski-Pferde die dortigen Sanddünen beweiden. Dieses Gebiet ist wegen des Nachzuchtprojekts der Pferde, der einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt, die sich in der Abgeschiedenheit des eingezäunten Areals ungestört entwickeln konnte, und wegen möglicher Munitionsreste im Boden der einzige Abschnitt des Rings, der für die Öffentlichkeit nur eingeschränkt zugänglich ist.
Führungen zu den Mühlheimer Steinbrüchen organisiert die Stadt Mühlheim. Ausgearbeitet wird in Hanau zudem eine begleitete Radtour für den Grünen Ring. Weitere Führungsrouten sollen später folgen.