Großraum Frankfurt : Platz für mehr als 10.000 Wohnungen
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Noch Platz: Baukräne könnten etwa auf dem „Hühnerstein“ im Bad Homburger Stadtteil Ober-Erlenbach stehen, von dem aus dieses Foto entstand Bild: Fricke, Helmut
Frankfurt zieht weiter Einwohner an, die dringend Wohnungen suchen. Doch Platz ist knapp. Frankfurts Planungsdezernent Cunitz stößt deshalb die Diskussion über neue Wohngebiete im „Speckgürtel“ an.
In diesem Sommer hat Frankfurt den Rekord geknackt: Die Stadt hat die nach eigener Auffassung „magische Zahl“ von 700.000 Einwohnern überschritten. So viele Menschen lebten noch nie in der Mainmetropole. Die Geburtenzahlen erinnern an die Babyboomer-Jahre Anfang der sechziger Jahre. Innerhalb der vergangenen sechs Jahre hat die Einwohnerzahl Frankfurts damit um sechs Prozent zugelegt, so viel wie in keiner andere Großstadt im Rhein-Main-Gebiet. Und diese mehr als 700.000 Frankfurter brauchen Wohnraum.
Anlass für Planungsdezernent Olaf Cunitz (Die Grünen), darüber laut nachzudenken, ob die Frankfurter Reserven für Baugrundstücke ausreichen, wenn die Menschen in den nächsten Jahren weiter in die Großstadt drängen. Die Statistiker vermuten, die Einwohnerzahl Frankfurts steigt bis 2020 noch auf 725.000 an, um dann von 2030 an allmählich zu sinken.
Cunitz’ Antwort auf die Bevölkerungsentwicklung, die auch viele Planer in dieser Vehemenz verblüfft, klingt aus dem Mund eines Frankfurter Stadtrats überraschend: „Wohnen muss langfristig regional betrachtet werden.“ Und er hat angekündigt, mit den unmittelbar an Frankfurt angrenzenden Kommunen wie Bad Vilbel, Eschborn, Offenbach oder Neu-Isenburg ins Gespräch kommen zu wollen. Aus seinem Büro heißt es, Cunitz fühle derzeit bei den Nachbarn vor, welche Art der Zusammenarbeit es geben könne.
Umwandlung von Gewerbe in Wohnen
In Rede steht die Entwicklung von Baugebieten im einst von Frankfurt despektierlich als „Speckgürtel“ bezeichneten Umland, und zwar in den nächsten 15 bis 20 Jahren. Denn bis dahin könne Frankfurt, zumindest rein rechnerisch, den Bedarf „locker abdecken“, teilt Cunitz’ Sprecher mit. Das „Wohnbauentwicklungsprogramm“ beinhalte ein Potential von 20.000 Wohneinheiten, die Umwandlung von Gewerbe in Wohnen und die Bebauung von Baulücken und Brachen nicht mitgerechnet. Viele dieser Projekte sind baurechtlich aber kompliziert. Außerdem haben die Frankfurter Nachholbedarf bei den Wohnungsgrößen. Sie wohnen mit 37 Quadratmetern pro Kopf beengter als der Bundesdurchschnitt, so dass auch ohne Bevölkerungswachstum mehr Wohnraum in Frankfurt nötig würde.
Cunitz’ Pläne sind nicht unumstritten. Wie berichtet, glaubt etwa der frühere Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) nicht, dass man die Wohnungsströme ins Umland steuern kann, um Frankfurt damit zu entlasten. Er appelliert an die Stadtplanung, nicht an den Bedürfnissen der Menschen vorbei zu planen und auch in Frankfurt neue Wohnbauflächen auszuweisen. Prinzipiell stellt sich die Frage, ob die Frankfurter Nachbarkommunen überhaupt ausreichend Flächen haben, um noch Einwohner aufzunehmen. Beim Regionalverband Frankfurt/Rhein-Main, der für 75 Kommunen in der Region, inklusive Frankfurt, die Flächenplanung macht und den erst im vergangenen Jahr in Kraft getretenen Regionalen Flächennutzungsplan erarbeitet hat, sieht man die aktuelle Entwicklung entspannt.