Universität Frankfurt : Wühlarbeit im Unterbau
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Ideenwerkstatt: Janina Hirth (Zweite von rechts) und ihre Mitstreiter treffen sich regelmäßig, um die Gründung der Gewerkschaft „Unterbau“ vorzubereiten. Bild: Lukas Kreibig
Ein Ziel sind Tarifverträge für studentische Hilfskräfte. An der Universität Frankfurt bildet sich eine neue Gewerkschaft - die etablierte Konkurrenz ist wenig begeistert.
Der Überbau von „Unterbau“ steht schon. Was die neue Gewerkschaft will, die sich gerade an der Frankfurter Universität formiert, ist ausführlich auf der Homepage der Initiative nachzulesen. „Unterbau“ ziele auf eine „umfassende Transformation der Hochschule“, heißt es da. Man werde für eine „Körperschaft gleichberechtigter Hochschulangehöriger“ kämpfen, die „das Ständesystem an der Hochschule untergräbt und rätedemokratische Strukturen aufbaut, die an dessen Stelle treten“.
Zum Überbau von „Unterbau“ gehört eine ziemlich professionelle Pressearbeit. Jüngst haben die Initiatoren eine Mitteilung unter dem Titel „Solidarität mit türkischen Hochschulangehörigen“ verschickt. Darin wird die Uni Frankfurt aufgefordert, ihre Beziehungen zu den türkischen Wissenschaftsorganisationen zu nutzen, um gegen die „Säuberungen“ unter Präsident Erdogan zu protestieren. Der Ton der Stellungnahme ist energisch, aber nicht fanatisch; der Inhalt unterscheidet sich kaum von dem, was mancher Realpolitiker der Grünen zu diesem Thema äußert.
Änderung der Machtverhältnisse angestrebt
Auch Janina Hirth verzichtet im Gespräch auf allzu radikale Parolen. Die 28 Jahre alte Politikstudentin ist stellvertretende Pressesprecherin von „Unterbau“. In dem Raum, den die Initiative im Bockenheimer Studierendenhaus bezogen hat, gibt Hirth freundlich Auskunft über die Pläne der angehenden Gewerkschaft. Vor allem Studenten, wissenschaftliche Mitarbeiter und Beschäftigte der Uni-Infrastruktur seien ihre Zielgruppen. Mit Professoren könne man sich austauschen, als aktive Mitglieder seien sie aber nicht erwünscht, da sie sich meist in der Rolle des Arbeitgebers befänden.
Der Impuls zur Gründung von „Unterbau“ ging Hirth zufolge vom Mittelbau aus. Unter universitären Nachwuchskräften gebe es eine „große Unzufriedenheit“ mit den prekären Arbeitsbedingungen, die sich etwa in immer kürzeren Vertragslaufzeiten manifestierten. Solchen Tendenzen will „Unterbau“ nicht mit punktuellen Protesten begegnen. Statt bloß die Lohnfrage zu stellen, strebe man die Änderung der Machtverhältnisse an der Universität an, so Hirth. Dazu gehöre, die Professorenmehrheit in den Gremien abzuschaffen und eine paritätische Mitsprache der Statusgruppen durchzusetzen. Dies sei freilich ein „längerfristiges Ziel“, erst einmal wolle sich „Unterbau“ mit „kleineren, konkreten Kämpfen“ beschäftigen.
Gewerkschaften vermuten andere steuernde Kraft
Nichts anderes tun seit Jahr und Tag die etablierten Gewerkschaften, die etwa im vergangenen Jahr die Hilfskräfte der Goethe-Uni bei ihren Protestaktionen unterstützten. Auf die neue Konkurrenz von linksaußen angesprochen, reagieren Vertreter von GEW und Verdi reserviert. Thomas Winhold, bei Verdi Hessen zuständig für Bildung und Wissenschaft, sieht bei „Unterbau“ eine Nähe zu der studentischen Hilfskraft-Initiative, mit der die Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen der Hiwis gestritten haben. Bei den Gesprächen habe es allerdings „atmosphärische Verstimmungen“ gegeben, weil Positionen nicht untereinander abgestimmt worden seien. Das habe die Verhandlungsposition gegenüber der Uni-Leitung geschwächt. Winhold bezweifelt daher auch, dass eine weitere Gewerkschaft den Interessen von Studenten und Uni-Mitarbeitern dient: „Die Spaltung der Arbeitnehmerschaft hat noch nie etwas gebracht.“