
Malteser-Kommentar : Ergänzung der Schullandschaft
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Zu einer vielfältigen Bildungslandschaft leisten Privatschulen einen unverzichtbaren Beitrag. Eine kirchliche Schule, wie sie von den Maltesern geplant wird, brächte auch wegen steigender Schülerzahlen eine Entlastung.
Die Vorstellung, dass es in Frankfurt bald ein katholisches Gymnasium geben soll, begeistert nicht jeden. Die einen haben Vorbehalte gegen Privatschulen allgemein, die anderen gegen die Kirche. Aber das Schöne ist ja, dass nach der vierten Klasse die freie Schulwahl gilt: Niemand muss sein Kind auf die geplante Sankt-Raphael-Schule schicken.
Wer sich ein unbefangenes Bild davon machen will, wie Gymnasien in kirchlicher oder kirchennaher Verantwortung arbeiten, welche Auswirkungen die Bindung an christliche Werte auf Unterricht und Miteinander hat, der findet in Rhein-Main reichlich Anschauungsmaterial: An der Königsteiner Bischof-Neumann-Schule, der Darmstädter Edith-Stein-Schule und der Mainzer Maria-Ward-Schule, um nur drei Beispiele zu nennen.
Lokalpolitik sieht Bedarf
Oft wird beklagt, dass ein ähnliches Angebot in Frankfurt fehle. Das stimmt nicht ganz: In Fechenheim gibt es die Freie Christliche Schule, die evangelisch geprägt ist und von einem Elternverein getragen wird. Für den größten hessischen Schulträgerbezirk reicht das aber nicht aus. Das zumindest denken Eltern, die von auswärts kommen, vielleicht selbst auf eine von der Kirche oder einem Orden getragene Schule gegangen sind und sich das Gleiche für ihr Kind wünschen. Auch die Lokalpolitik sieht den Bedarf: Im Koalitionsvertrag bekennen sich CDU, SPD und Grüne dazu, entsprechende Schulgründungen zu unterstützen.
Das ist freilich nicht frei von Eigennutz. Wegen der steigenden Schülerzahlen sind viele staatliche Schulen, insbesondere Gymnasien, voll bis an den Rand. Eine kirchliche Schule, noch dazu in einer Größenordnung, wie sie von den Maltesern geplant wird, brächte da eine Entlastung. So könnten auch die profitieren, die nichts von der Kirche halten: Auf den anderen Gymnasien wäre leichter ein Platz zu bekommen.
Ein unverzichtbarer Beitrag
Zu einer ausgewogenen, vielfältigen Bildungslandschaft leisten Privatschulen einen unverzichtbaren Beitrag. Unter den neueren Gründungen sind allerdings viele, die sprachlich und pädagogisch angelsächsisch geprägt sind und eine international orientierte Elternschaft ansprechen. Daran ist nichts verkehrt – allerdings ist es gut, dass die geplante Sankt-Raphael-Schule ein anderes Profil und eine andere Zielgruppe hat.
Das stärkste Argument gegen Privatschulen ist, dass sie zur gesellschaftlichen Spaltung beitrügen, weil sich nur reiche Eltern das Schulgeld leisten könnten. Aber auch dieser Vorwurf dürfte die geplante Schule der Malteser nicht treffen, da der Elternbeitrag dort aller Voraussicht nach weit geringer sein wird als an den meisten bestehenden Privatschulen.