„Wichtig als Vermittler“ : Gauck lobt Gießener Flüchtlingshelfer
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„Guten Morgen allerseits“: Bundespräsident Gauck mitten in einer Schulklasse in Gießen Bild: AFP
Gießen ist sehr erfahren im Umgang mit Flüchtlingen. Bundespräsident Gauck zeigt sich bei einem Besuch beeindruckt vom Engagement in der Stadt. Und hat eine kleine Überraschung für die Helfer parat.
Die Schüler beugen sich über Arbeitsblätter und Deutschbücher, die Blicke wandern aber immer wieder zur Tür. Denn hoher Besuch steht an diesem Mittwoch in der Gießener Friedrich-Feld-Schule ins Haus: Bundespräsident Joachim Gauck informiert sich an der beruflichen Schule über ein Projekt, bei dem Schüler jungen Flüchtlingen helfen, Deutsch zu lernen. Auch mit Hilfe von selbst erstellten Arbeitsblättern, Kreuzworträtseln oder Würfelspielen.
Mit einem „Guten Morgen allerseits“ betritt der Bundespräsident den Klassenraum. Das Staatsoberhaupt setzt sich zu Schülern an einen Tisch und nimmt sich rund eine Stunde Zeit, um mehr über das seit dreieinhalb Jahren laufende Projekt, die Jugendlichen und die Lehrer zu erfahren.
„Zu vielen Kulturen Neues gelernt“
Angeleitet von den Lehrern bringen die Schüler einmal pro Woche den Flüchtlingen etwas über die deutsche Sprache bei. „Das macht Spaß“, sagt eine 16-Jährige. „Wir haben auch zu vielen Kulturen Neues gelernt.“ Außerdem verbessere sie so ihre eigenen Kenntnisse der deutschen Grammatik und Rechtschreibung. Ein 17-Jähriger aus Somalia sagt: „Es ist gut, zusammen zu lernen.“
Schulleiterin Annette Greilich sagt, wie wichtig es sei, den Flüchtlingen eine Perspektive zu geben und ihnen ein friedliches Schulleben zu ermöglichen. Gauck zeigt sich beeindruckt von dem Projekt: Ihm gefalle der Geist, der dahinterstehe, sagt er.
Später besucht der Bundespräsident die Universität Gießen. Die Juristen dort haben 2007 ein Ausbildungsprojekt ins Leben gerufen, um Studenten theoretisch und praktisch weiterzubilden, in diesem Fall im Asyl- und Flüchtlingsrecht. Diese beraten dann nach entsprechenden Schulungen kostenlos Asylbewerber bei rechtlichen Fragen. „Unsere Arbeit ist sehr wichtig“, erzählt eine Studentin. „Die Menschen kommen hierher ohne Kenntnisse, sie sind auf Unterstützung angewiesen.“ Gerade beim komplizierten Asylrecht. „Sie haben eine wichtige vermittelnde Funktion“, lobt Gauck.
Der Bundespräsident ist auch anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni nach Gießen gekommen. Die Stadt habe eine lange Tradition bei der Aufnahme von Flüchtlingen, erläutert er. Vor dem Mauerfall waren hier DDR-Flüchtlinge betreut worden, heute ist Gießen der Hauptstandort von Hessens Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende.
Einige der Studenten, Schüler, Lehrer und Professoren, die am Mittwoch mit Gauck sprechen, können sich auf ein Wiedersehen mit dem Staatsoberhaupt freuen: Als Zeichen seiner Anerkennung für ihr Engagement lud sie der Bundespräsident zu seinem jährlichen Bürgerfest ein.