Kampf gegen Lichtverschmutzung : Deutschlands erste „Sternenstadt“
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Für klare Aussichten bei Nacht: Die Stadt Fulda geht gegen Lichtverschmutzung vor. Bild: Picture-Alliance
Fulda ist als erste „Sternenstadt“ Deutschlands anerkannt worden. Honoriert wurden damit die Bemühungen, möglichst wenig Lichtverschmutzung zu verursachen. Die Kommune will damit eine bundesweite Vorreiterrolle einnehmen.
Fulda will als erste „Sternenstadt“ Deutschlands ein Zeichen gegen Lichtverschmutzung setzen. Die osthessische Stadt wurde vor kurzem von der International Dark Sky Association in den USA als erste Dark-Sky-Kommune Deutschlands ausgezeichnet, wie die Stadt am Dienstag berichtete. Der Fuldaer Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld (CDU) sagte: Die Bewerbung sei ein Kraftakt gewesen. „Das Signal lautet: Ein großer Teil der Lichtverschmutzung ist vermeidbar, und wir wollen mit intelligenten Lösungen als Vorbild für andere Kommunen vorangehen.“ Lichtverschmutzung bezeichnet die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen, deren Licht in die Atmosphäre strahlt.
Der Titel „Sternenstadt“ bedeute keinesfalls, dass es nun auf Fuldas Straßen dunkler werden: „Aber Licht gehört auf den Gehsteig und die Straße - und nicht in den Himmel“, betonte Wingenfeld. Fulda wolle Urbanität, Ökologie und Nachhaltigkeit in Einklang bringen.
Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos) erklärte, zu viel und vor allem falsch gerichtetes, schlecht gesteuertes Licht in kalten Lichtfarben beeinträchtige nachweislich das Leben vieler nachtaktiver Arten, störe Pflanzen und belaste die Gesundheit der Menschen. Es sei leicht möglich, künstliches Licht standort- und bedarfsgerecht einzusetzen. „So kann man Lichtverschmutzung vermeiden, Kosten senken und durch Energieeinsparung einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“
Dark Sky Association zeichnet Fulda aus
Nach der Bewerbung Fuldas hatte die International Dark Sky Association die Stadt im Januar mit dem Titel ausgezeichnet. Fulda ist den Angaben zufolge die erste Dar-Sky-Kommune Deutschlands, gleichzeitig erst die fünfte Kommune in Europa. Weltweit sei Fulda sogar die zweitgrößte Stadt, die diesen Status erhalten habe - nach Flagstaff in Arizona (USA).
Ein Beispiel für die Fuldaer Bemühungen: Es wurden bereits mehr als 500 Leuchten auf umweltfreundliche LED-Leuchten umgerüstet. Zwischen 22.30 und 5.30 Uhr seien sie um 50 Prozent gedimmt. Daraus resultiere eine Ersparnis von etwa 80.000 kWh pro Jahr, wie der Energieversorger Osthessen-Netz erklärte. Wenn alles umgestellt, rechnet der Versorger mit Einsparungen von 770.000 kWh und somit 220.000 Euro.
Die Bewerbung der Stadt Fulda stand im Zusammenhang mit der Initiative „Sternenpark“ im Biosphärenreservat Rhön. Das Naturschutzgebiet wurde im August 2014 anerkannt, engagiert sich für den Erhalt natürlicher Dunkelheit und vermeidet Lichtverschmutzung. Unter Lichtverschmutzung versteht man künstliches Licht, etwa von Straßenlaternen, Werbeflächen und hell erleuchteten Schaufenstern, das ungenutzt die natürliche Nachtlandschaft und den Himmel aufhellt.
Verunstaltung und Überinszenierung durch Licht
Mit Blick auf die Bewerbung als „Sternenstadt“ hat Fulda eine Richtlinie verabschiedet. Sie soll dazu beitragen soll, „das Erscheinungsbild der Stadt vor Verunstaltung und Überinszenierung durch falsch eingesetztes Licht zu schützen“. Die Richtlinie sei zunächst eine Selbstverpflichtung der Stadt. Zugleich soll sie auch private Bauherren und Planern sowie Geschäftsleuten und Gewerbetreibenden wichtige Informationen für eine energiesparende, klimafreundliche Lichtoptimierung bieten. Die Stadt will dabei für eine freiwillige Mitwirkung sensibilisieren und berät auch.
„Wir werden aber nicht als Oberkontrolleure durch die Stadt laufen und prüfen, in welchen Geschäften welches Licht brennt. Eine rechtliche Handhabe gibt es nicht“, sagte Wingenfeld. Für ihn steckt auch „jede Menge Potenzial“ in der touristischen Vermarktung des Prädikats als „Sternenstadt“. Im Biosphärenreservat Rhön zum Beispiel sind Sternenführungen beliebt und ständig ausgebucht.